Musikstück der Woche

Das Freiburger Barockorchester spielt Jean-Baptiste Lully: Suite aus der tragédie en musique „Roland“

Stand
Autor/in
Doris Blaich

Tanzen statt rasen! In Jean-Batiste Lullys französischer Barockoper „Roland“ wird der Titelheld wahnsinnig: der rasende Roland.

Die Suite aus Tänzen dieser Oper ist nicht verrückt, sondern einfach nur wahnsinnig schön.

Karrieregeil? Oui!

Nicht gerade vom Tellerwäscher zum Millionär hat Jean-Baptiste Lully es gebracht, aber immerhin vom Küchengehilfe zum Leibkomponisten des Sonnenkönigs, ausgestattet mit allerhand Privilegien und einem traumhaften Etat.

Lully beherrschte die Gesetze der Tonkunst genauso virtuos wie diejenigen der Intrige, und er soll ein überaus cholerischer und skrupelloser Mensch gewesen sein. Man glaubt es kaum, wenn man seine eleganten, mit feinen Ornamenten verzierten Melodien hört. Lully stammte ursprünglich aus Florenz – Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet ein Italiener zur Galionsfigur der französischen Barockmusik wurde.

Marketing im Barock – bien sûr!

Ludwig XIV. war ein begeisterter Tänzer und trat als junger Mann am liebsten in der Rolle des Sonnengotts Apollon auf – daher auch sein Beiname „Sonnenkönig“. In Lully fand der König den idealen Komponisten, der seine Passion für den Tanz teilte und sie mit der passenden Musik ausstattete: Lully hauchte dem französischen Ballett neues Leben ein, machte es kraftvoll, technisch präzise, spektakulär.

Und trug so natürlich dazu bei, dass der König sich noch besser in Szene setzen konnte. Auch in Lullys Opern spielt der Tanz eine Hauptrolle: Höhepunkt in jedem Akt ist ein großes Divertissement, in dem sich Hirten, Helden oder Götter auf der Bühne tummeln und zu ausschweifenden Tanzfesten zusammenfinden.

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Geschickt erwirkte sich Lully die Alleinherrschaft über die französische Oper – 1672 wurde er Leiter der „Academie royale de musique“: Jeder, der in Frankreich eine Oper aufführen wollte, brauchte jetzt Lullys Genehmigung. Das Selbstverständnis des Sonnenkönigs über die Machtverhältnisse im Staat spiegelte Lully auf dem Gebiet der Musik: Das königliche „L’état c’est moi“ münzte er um in „La musique c’est moi“.

Der rasende Roland

1685 brachte Lully seine tragédie en musique „Roland“ in Versailles auf die Bühne: Ein Prolog, der den Ruhm des Sonnenkönigs verherrlicht, und fünf Akte, die die Geschichte des rasenden Roland erzählen. Lullys Leiblibrettist Philippe Quinault schrieb den Text, das Epos „Orlando furioso“ von Ludovico Ariosto diente als literarische Vorlage: Der Kreuzritter Roland liebt die Königin Angélique. Deren Herz gehört aber bereits einem anderem. Roland verzweifelt an seiner unerwiderten Liebe und verfällt dem Wahnsinn. Dank der Zauberkraft einer Fee kommt er am Ende der Oper wieder zur Vernunft und besinnt sich auf seine Aufgabe, das kriegsgeplagte Land zu retten.

Tanzen ist schöner als Rasen

Wie alle Opern Lullys, enthält auch „Roland“ eine Fülle von instrumentalen Tanzsätzen. Mit der Ouvertüre an der Spitze lassen sie sich zu einer farbenfrohen Suite bündeln. Am Schluss – auch das ist üblich für die französische Barockoper: eine ausgedehnte Chaconne, ein Variationssatz, in dem diverse Instrumente und Tänzer*innen solistisch glänzen.

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Doris Blaich