1913 wird Lili Boulanger mit 19 Jahren die erste Frau, die den wohl renommiertesten aller Kompositionspreise gewinnt, den Prix-de-Rome.
Der erste Anlauf
Für ihr größtes Ziel muss sie alle ihre Kräfte aufbringen, und die scheinen bereits im frühen Alter bald aufgezehrt. Weil Lili sich nach einer Lungenentzündung während ihrer Kindheit nie wieder ganz erholt hat, ist ihr schon regelmäßiger Schulbesuch unmöglich, sie stellt sich selbst einen autodidaktischen Lehrplan zusammen.
Trotzdem bewirbt sie sich noch als Jugendliche 1912 um die begehrte Krone der Zunft. Das ist nur möglich, weil der Prix-de-Rome erst kurz vorher Frauen die Teilnahme ermöglicht hat. Eine derart junge Teilnehmerin muss den durchweg männlichen Jurymitgliedern wie ein Affront vorkommen.
Ein Rückschlag kurz vorm Ziel
Lili Boulangers Vater ist Opernkomponist und Gesangslehrer, ihre Mutter Sängerin. Ihre Begabung fällt früh auf, und sie wird unter anderen von Gabriel Fauré gefördert, der regelmäßig im Hause Boulanger zu Gast ist.
Mit 17 entscheidet sich Lili Boulanger, Komponistin zu werden. Zur Erreichung Ihres Wettbewerbsziels wendet sie sich früh der Vokalmusik zu, denn ein Chorwerk ist als Pflichtstück einzureichen bei der Pariser Jury.
Dann wird Lili Boulanger 1912, kurz vor dem Finale (das später ganz abgesagt wird), von Fieberschüben heimgesucht, sie muss aufgeben. Sie ist 18 und hat nur noch kurze Zeit zu leben.
Der nächste Versuch im darauffolgenden Jahr bringt den Triumph, den Durchbruch als Teenagerin, und nicht zuletzt den Neid der männlichen Tonsetzerzunft – fünf Jahre vor ihrem viel zu frühen Tod.
Die Sonnenhymne
Die Hymne au soleil ist im Juli 1912 in Vorbereitung auf Lili Boulangers ersten Romwettbewerb entstanden. Möglicherweise ist ihr bereits eine Vertonung des Textes vertraut, denn Komponist Paul Dukas, auch ein gern gesehener Gast im Hause Boulanger, hat die Verse bereits 1888 in Töne gesetzt, ebenfalls für den Wettbewerb, bei dem er schließlich Zweiter wird. Die Textvorlage entstammt der fünfaktigen Tragödie Le Paria von Casimir Delavigne, die von Auguste Lacaussade zu einem Gedicht umgearbeitet worden ist.
Den Handlungsrahmen bildet die heimliche Liebe zwischen einem von der Gesellschaft ausgestoßenen Paria und der Tochter eines indischen Brahmapriesters – eine verbotene Liaison.
Der Tag bricht an, weshalb sich die Liebenden rasch zerstreuen, um unentdeckt zu bleiben. Brahmanen und Gläubige versammeln sich zum Ritual, um die aufgehende Sonne zu begrüßen und ihr zu huldigen.
Das Vocalensemble Rastatt zählt mit Dirigent Holger Speck zur internationalen Spitzenklasse. Es steht für Exzellenz, Lebendigkeit und Authentizität.
Zwingende, stilgetreue und historisch informierte Interpretationen haben den exzellenten Ruf ebenso begründet wie leidenschaftliches und emotionales Musizieren.
Von der herausragenden Qualität der Ensembles zeugen vor allem die Grammy-Nominierung im Rahmen der CD-Produktion von Mozarts "Le Nozze di Figaro" bei der Deutschen Grammophon und zahlreiche Produktionen nicht zuletzt für den SWR.