Musikstück der Woche

Das Dover Quartet spielt Haydns Streichquartett Es-Dur op. 33 Nr. 2 „The Joke“

Stand
Autor/in
Jörg Lengersdorf

Haydns Es-Dur Streichquartett von 1781 heißt im englischen Sprachraum „The Joke“, der Witz. Warum? Das erklärt sich erst nach gut einer Viertelstunde.

Jungfernmusik?

Haydns Quartette aus den späten 1770er- und Anfang der 1780er-Jahre firmieren unter vielen Namen. „Russische Quartette“ heißen sie, weil sie dem russischen Großfürsten gewidmet sind, „Jungfernquartette“ nannte die Nachwelt die Werkreihe leider auch, weil Haydns Verleger meinte, auf die Titelseite der Erstausgabe eine völlig unpassend leichtbekleidete Frau drucken zu müssen, um den Absatz zu steigern.

Dabei ist speziell das Es-Dur Streichquartett, das zweite Quartett aus Opus 33, auch ohne zweifelhafte Marketingaktionen ein Publikumsrenner, und das rein musikalisch.

Wann darf ich klatschen?

Haydn lässt das Publikum nämlich mit einem vorgezogenen Schluss ins Leere klatschen oder vielmehr: ließ, damals, im Jahr der Uraufführung, 1781. Heute gibt es doch schon einige Streichquartettfans, die den Witz kennen und nicht zu früh klatschen.

Dennoch sorgt das Werk zuverlässig für Lacher im Publikum, denn Haydn steuert die vier Streicher zuverlässig auf einen virtuosen Schluss zu, macht eine Pause… und lässt dann einfach immer wieder einzelne Bruchstücke von Phrasen fallen, die jedes Mal den Impuls zum jubelnden Applaus im Keim ersticken.

Der eigentliche Schluss ist dann schließlich so unspektakulär lakonisch, dass es auch schon wieder an eine Frechheit grenzt. Beste Unterhaltung!

Das Cuarteto mit dem dritten der „Russischen Quartette“

Junge Formation: Dover Quartet

Das nach Samuel Barbers Komposition „Dover Beach“ benannte Dover Quartet ist eine der bemerkenswertesten jungen Formationen unserer Tage. Die Musiker, die sich bereits mit 19 Jahren zusammenschlossen, gewannen 2010 den Fischoff Wettbewerb, wurden beim Internationalen Wettbewerb der Wigmore Hall in London ausgezeichnet und konnten 2013 den Internationalen Wettbewerb im kanadischen Banff für sich entscheiden.

Alle Mitglieder des Quartetts sind ebenfalls gefragte Solisten und konzertierten bereits mit renommierten Orchestern wie dem Philadelphia Orchestra, Tokyo Philharmonic, Kansas City Symphony und BBC Concert Orchestra.

Haydns Streichquartette im Musikstück der Woche

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Jörg Lengersdorf