Musikstück der Woche

Das Freiburger Barockorchester spielt Carl Philipp Emanuel Bach: Sinfonie h-Moll Wq 182 Nr. 5

Stand
Autor/in
Julia Schwarz

Warm, wärmer, kalt, warm: Mit dem Musikstück dieser Woche ist es ein bisschen wie beim Topfschlagen: Überraschung vorprogrammiert! Unter der Leitung von Petra Müllejans spielt das Freiburger Barockorchester Carl Philipp Emanuel Bachs 5. Sinfonie.

Meister im Finten legen

Nur rund 10 Minuten dauert Carl Philipp Emanuel Bachs h-moll Sinfonie. Doch die haben es in sich. In den drei Sätzen für Streichorchester erweist sich Johann Sebastian Bachs zweitältester Sohn als Meister im Finten legen. Kühn ändert hier die Melodie ihre Richtung, ganz anders als erwartet biegt da eine Schlusswendung ab.

Im kunstvoll angelegten Labyrinth der ineinander übergehenden Sinfonie-Sätze verliert das Ohr jegliches Zeitgefühl. Mehr noch, Bach stürzt die Lauschenden in ein Wechselbad der Empfindungen. Dass die 5. Sinfonie in Moll steht – unter den Bach-Sinfonien eher eine Ausnahme – verschärft die Heiß-Kalt-Kontraste umso mehr.

Wer Sinn dafür hat, einen so wahrhaftig grossen Originalkomponisten wie unser Bach, seinen ganz eignen freyen, durch kein Kostume, keine Mode gefesselten Gang gehen zu sehen, der findet volle Seelenweide an diesen herrlichen, in ihrer Art ganz einzigen Sinfonien

Bach – das Original

Etwas Neues, noch nie Dagewesenes aus der Kraft des Geistes zu schöpfen, gilt für Komponisten nicht erst seit Beethoven als erstrebenswert. Für seine Originalität wurde schon Carl Philipp Emanuel Bach von seinen Zeitgenossen geschätzt. Berühmt geworden als Kammercembalist von König Friedrich II. von Preußen, entfloh er 1768 der höfischen Enge und übernahm das Hamburger Kantorenamt von seinem Patenonkel Georg Philipp Telemann. Die neue Stelle brachte zwar ein enormes Arbeitspensum, aber auch größere musikalische Freiheit mit sich. Die reizte Bach voll aus und komponierte in den 1770er Jahren eben jene Seelenweide-Sinfonien-Sammlungen, zu denen die h-moll Sinfonie gehört.

„Den Zuhörer in die Leidenschaft zu versetzen…“

In seiner feurigen Interpretation der Sinfonie gelingt der Streicherbesetzung des Freiburger Barockorchesters, was Bach angehenden Virtuosen in seinem berühmten Lehrwerk „Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen“ mit auf den Weg gegeben hat:

Aus der Seele oder Empfindung die Finger gleichsam reden lassen, um den Zuhörer in die Leidenschaft zu versetzen, die der Komponist zu erregen gesucht hat.

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Freiburger Barockorchester

Das Freiburger Barockorchester (FBO) zählt heute zu den führenden Ensembles der historisch informierten Aufführungspraxis. Seit mehr als 30 Jahren prägt es das internationale Musikleben und setzt mit seinen Konzerten und Einspielungen musikalische Maßstäbe.

Gegründet wurde das FBO 1987 von ehemaligen Studenten an der Hochschule für Musik in Freiburg, überwiegend aus der Geigenklasse von Rainer Kussmaul, dem späteren Konzertmeister der Berliner Philharmoniker. Bald avancierte das Ensemble zu einem der gefragtesten Orchester mit historischen Instrumenten und erlangte internationale Bekanntheit. Das FBO gastiert regelmäßig in den bedeutendsten, internationalen Konzertsälen und auf großen Musikfestivals.

Das Kernrepertoire des Orchesters ist die Musik des Barocks und der Klassik, doch wird auch immer wieder die Musik der Romantik aufgeführt, besonders Werke von Mendelssohn und Schumann. Im Sinne der historisch informierten Aufführungspraxis konzertiert das FBO meist ohne Dirigent, für ausgewählte Projekte, z. B. für Opernaufführungen oder Orchesterwerke in großer Besetzung, arbeitet das Ensemble mit namhaften Dirigenten wie René Jacobs, Pablo Heras-Casado, Sir Simon Rattle oder Teodor Currentzis zusammen.

Die künstlerischen Leiter des FBO sind Gottfried von der Goltz (Violine) und Kristian Bezuidenhout (Hammerklavier), der diese Position 2017 von Petra Müllejans übernahm. Beide Künstler treten auch als Solisten in Erscheinung.

Die außerordentliche musikalische Vielfalt des FBO ist auf zahlreichen Einspielungen dokumentiert, die mit einer Vielzahl an Preisen und Auszeichnungen dekoriert wurden, darunter mehrere ECHO Klassik, Nominierungen für den Grammy und den Preis der Deutschen Schallplattenkritik.

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Julia Schwarz