Sowohl Fanny Mendelssohn als auch ihr dreieinhalb Jahre jüngerer Bruder Felix saßen sonntags vormittags regelmäßig am Klavier im Speisezimmer der Familie und gaben Konzerte fürs staunende Publikum. Es ging nicht nur ums musikalische Miteinander, es gab wohl auch einen geschwisterlichen Wettbewerb der beiden Genies.
Das Klavierquartett As-Dur schrieb Fanny mit 17 Jahren
Am Sonntagmorgen war es im Speisezimmer des Berliner Hauses der Familie von jeher Brauch, kleine musikalische Aufführungen im privaten Kreis zu geben, ab 1822 begannen dann die als „Sonntagsmusik“ bekannt gewordenen wöchentlichen Matinéen mit professionellen Musikern der königlichen Hofkapelle.
Mit 17 Jahren hat Fanny Mendelssohn für eine dieser Matinéen ihr Klavierquartett geschrieben, nicht ohne ihren kleinen Bruder Felix damit herauszufordern, denn der versuchte sich 1824 ebenfalls an der Gattung.
Lebenslang litt Fanny Mendelssohn an Selbstzweifeln
Fanny Mendelssohns Klavierquartett entstand nun nicht nur dank, sondern in gewisser Weise auch trotz dieses extrem inspirierenden Umfelds.
Denn die familiäre Beurteilung der beiden hochbegabten Geschwister fiel denkbar unterschiedlich aus. Während Lehrer Carl Friedrich Zelter, der beide Geschwister seit 1819 unterrichtete, zunächst dazu neigte, die ältere Fanny sogar für das größere der beiden phänomenalen Talente zu halten, schrieb Vater Mendelssohn später apodiktisch an seine Tochter: „Für Felix wird die Musik vielleicht Beruf, für Dich stets nur Zierde...“, und später:
„Du musst dich ernster und emsiger zu deinem eigentlichen Beruf, zum einzigen Beruf eines Mädchens, zur Hausfrau bilden.“
Fanny selbst schrieb noch in ihrem letzten Lebensjahr selbstzweifelnd an ihren Bruder:
„Du hast Dich durchgelebt u. durchgeschrieben, u. ich bin drin stecken geblieben, …diesem Mangel zufolge sterben meine längern Sachen in ihrer Jugend an Altersschwäche, es fehlt mir die Kraft, die Gedanken gehörig festzuhalten, ihnen die nöthige Consistenz zu geben.“
Außerhalb des Elternhauses ist das SWR2 Musikstück der Woche, Fanny Mendelssohns Klavierquartett, wohl erst 1989 zum ersten Mal öffentlich gespielt worden.
Vier ARD-Preisträger waren im Frühjahr 2019 in Süddeutschland on Tour. Vita Kan, Marina Grauman und Marius Urba standen als Trio Marvin kurz vorher schon beim internationalen Wettbewerb in Melbourne auf dem Treppchen, als sie von Diyang Mei (Viola) verstärkt wurden beim Konzert der Schwetzinger SWR Festspiele.
Neben mehreren anderen Wettbewerben gewann der Bratscher 2018 den ersten Preis beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD. Im Jahr darauf erhielt Diyang Mei die Stelle des Solobratschers bei den Münchner Philharmonikern. 2022 wechselte in gleicher Position zu den Berliner Philharmonikern.
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