Weltberühmt ist der Armenier Aram Chatschaturjan dank seines Violinkonzerts, des „Säbeltanz“ und seines Balletts „Spartacus“. Weniger bekannt, aber nicht weniger reizvoll ist seine Bühnenmusik zum russischen Drama „Maskerade“.
Das liegt vor allem an einem pompösen Walzer, der auch in der zugehörigen Orchestersuite nicht fehlen darf. Das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart und Dirigent Ilyich Rivas entführen uns mit dem SWR2 Musikstück der Woche in die Welt von Schein und Sein.
Großes Kopfzerbrechen
Doch wie konnte diese Melodie klingen, von der die Protagonistin so schwärmte? Chatschaturjan, mit melodischen und besonders rhythmischen Einfällen sonst mehr als gesegnet, zerbrach sich darüber den Kopf. Erst mit Unterstützung seines ehemaligen Professors am Moskauer Konservatorium, dem Komponisten Michail Mjaskowski, fand Chatschaturjan die nötige Inspiration für diesen Tanz.
Der Walzer steht in finsterem Moll, trotzdem vermittelt er einen äußert prachtvollen Eindruck. Dafür sorgt insbesondere die satte Instrumentierung, die neben viel Schlagwerk auch schmetternde Trompeten und markige Posaunen umfasst. Das echoartig in sich selbst verschachtelte Hauptthema schwingt sich zu immer gewaltigerem Trubel auf, nach großem Pomp erscheint dann plötzlich ein luftigeres, eleganteres Thema. Doch auch dieses wird von der Sogwirkung des Dreivierteltakts unweigerlich mitgerissen. Noch einmal schwingt sich schließlich das erste Thema zu voller Größe auf.
Konstraste und Herzschmerz
In der Orchestersuite lässt Chatschaturjan noch vier weitere, kontrastreiche Stücke folgen: Ein Nocturne, das durch ein intensives Violinsolo glänzt, eine kurze, effektvolle Mazurka, eine Romanze voller Herzschmerz mit eingängigen Solopassagen von Klarinette und Trompete und schließlich ein scherzhafter, rhythmisch vorantreibender Galopp als „Rausschmeißer“.
Vor allem aber der Walzer, der so viel Mühe machte, ist bis heute eines der beliebtesten Stücke des Komponisten geblieben. Und seine Erfahrung im Komponieren für die Bühne zahlte sich aus: Schon ein Jahr später legte Chatschaturjan mit dem Ballett „Gayaneh“, aus dem auch der berühmte Säbeltanz stammt, eines seiner wichtigsten und bis heute bekanntesten Werke vor.