Wenn die Geschäfte voller Kalender hängen, neigt sich das Jahr dem Ende. Wer sich zwischen Katzen, Autos und Landschaften nicht entscheiden kann, sollte sich den Musik-Kalender 2023 der „edition momente“ etwas genauer ansehen. Jede Woche gibt es Fotografien oder Gemälde mit einem Zitat. Und zwar nicht die bekannten Standard-Zitate, sondern ganz nahbare Einblicke – in die Gedanken und den Alltag großer Musikerinnen und Musiker.
Der letzte Romantiker der Musikgeschichte
„Ich schrieb und instrumentierte die letzten zwei Sätze in 2½ Tagen. Ich schrieb von 5 Uhr morgens bis 8 Uhr abends, sodass ich nach Beendigung der Arbeit schrecklich erschöpft war [....] Während der Arbeit empfinde ich niemals Müdigkeit (im Gegenteil eher Vergnügen). Bei mir tritt die Ermüdung erst dann ein, wenn ich fühle und erkenne, dass eine meiner großen Mühen und Arbeiten endgültig abgeschlossen ist. Mit dem Konzert bin ich zufrieden.“
Ein zufriedener Sergei Rachmaninov im Sommer 1891. Man sieht ihn hier als jungen Mann im Anzug mit Fliege. Er hat gerade sein 1. Klavierkonzert fertig geschrieben, bereits mit 17 Jahren. Es ist spannend, ganz persönliche Sätze von ihm zu lesen. Zu erfahren, wie auch ein junger Rachmaninov nach harter Arbeit erschöpft war. Heute nennt man den russischen Komponisten, Pianisten und Dirigenten auch den „letzten Romantiker der Musikgeschichte“.
Pro Woche eine Fotografie oder Gemälde und Zitat
Der Musik-Kalender 2023 von „edition momente“ trägt den Titel „von der Ouvertüre zum Finale“. Es geht also um Anfänge und um Schlüsse, sowohl musikalisch als auch auf das Leben bezogen. Jede Woche gibt es eine Fotografie oder Gemälde mit einem Zitat.
Und zwar nicht die bekannten Standard-Zitate, sondern ganz nahbare Einblicke – in die Gedanken und den Alltag großer Musikerinnen und Musiker. So wie beim folgenden Brief von der Pianistin Ilona Eibenschütz an ihren guten Freund Johannes Brahms.
Ilona Eibenschütz: Gut vernetzt
„Lieber Herr Dr. Ich glaube, ich muss Ihnen sagen welch großen Erfolg ich mit meinem Brahms-Recital gehabt habe — ich wusste, dass es eine ernste Sache war und bin nun umso glücklicher, dass es ein so vollkommener Erfolg war. Nicht nur, dass das Publikum sehr zahlreich und enthusiastisch war — auch alle Zeitungen schrieben großartig darüber. Verzeihen Sie, dass ich Ihnen das mitteile, ich bin aber so glücklich und denke mir, dass es Sie vielleicht auch freuen wird.“
Schreibt Ilona Eibenschütz, zu sehen mit hochgestecktem Haar und Blick in die Ferne. Sie kam in Budapest zur Welt – sechs Jahre später erklärte man sie zum Wunderkind. Damals soll sie Klavierduette mit Liszt gespielt haben und als sie neun war, trat sie mit den Wiener Philharmonikern auf. Mit 14 zog sie dann nach Frankfurt, wo sie Schülerin von Clara Schumann wurde.
Während dieser Studienzeit, lernte sie dann schließlich Johannes Brahms kennen und wurden enge Freunde. So eng, dass sie ganze Sommer miteinander verbrachten und Brahms ihr seine neuen Etüden vorspielte, bevor sie irgendjemand kannte. Diese Freundschaft hielt bis zu seinem Tod an, Ilona Eibenschütz galt als hervorragende Brahms Interpretin.
Spielregeln der Musik
„All diese Hysterie auf der Suche nach einem Stil, einer Ästhetik. Ich will es tatsächlich Hysterie nennen! Als ich gesehen habe, dass diese Suche eigentlich ein Machtkampf war – wie in einer politischen Partei –, habe ich einen Ausweg gesucht … Ich hatte das Gefühl, dass sich Komponisten in ihrem Schreiben abzusichern versuchen: Wie darf man schreiben? Ich habe mir diese Frage nicht gestellt. Ich habe mich gefragt, was für ein Mensch ich bin, warum ich schreibe, aber nicht, wie ich schreiben soll.“
Diese Einsicht stammt von der Komponistin Verdina Shlonsky. Wahrscheinlich jeder, der schon mal kreativ gearbeitet hat, kennt es. Diese Spielregeln, die es scheinbar gibt, das ständige Vergleichen und Bewerten von Ideen. Da ist Shlonskys Gedanken sehr spannend: Sich nur darauf zu konzentrieren, warum ich etwas tue – und das wie klärt sich dann vielleicht ganz von allein.
Anregung zum Philiosophieren
Bei diesen Zitaten kommt man leicht ins Philosophieren. Und das ist auch das Fazit zum Musik-Kalender 2023 der „edition momente“. Jede Woche gibt es mal Anekdoten, mal große Lebensfragen – es ist spannend zu sehen, welche Gedanken und Gefühle wichtiger Künstler man selbst teilt. Dazu kommen Fotografien, Gemälde, Kurzbiografien und natürlich Quellenangaben der Zitate. Wer neugierig geworden ist, kann also auch tiefer eintauchen und sich dann in der folgenden Woche schon wieder neu inspirieren lassen.