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Neue Einspielung: Mirga Gražinytė-Tyla dirigiert Weinbergs Sinfonien und Flötenkonzert

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Christoph Vratz
Christoph Vratz

Bereits 2019 legte die Dirigentin Mirga Gražinytė-Tyla eine Aufnahme mit zwei Sinfonien von Mieczysław Weinberg vor. Die neue Einspielung umfasst ein auffallend breites Spektrum: Weinbergs 3. Sinfonie erzählt von schwierigen Zeiten, das Flötenkonzert legt jüdische Bezüge offen, die 7. Sinfonie wiederum ist als eine Art barockes Concerto grosso angelegt. Eine Aufnahme zum Entdecken.

Intensiv und mit viel innerer Kraft: Weinbergs 3. Sinfonie

Mieczysław Weinbergs 3. Sinfonie ist 1949 entstanden und konnte, nachdem die russische Zensurbehörde Einspruch erhoben hatte, erst 1959 fertiggestellt werden.

Diese Musik ist extrem farbig und vielseitig. Es gibt rasche Wechsel und lange, dramatisch anschwellende Steigerungen, ebenso Anspielungen auf Volkslieder und sphärisch hohe, fast mystische Töne. Oder kraftvolle Rhythmen wie im Finale. Insgesamt eine stilistisch eigenständige Musik, intensiv und mit viel innerer Kraft.

Das City of Birmingham Symphony Orchestra und Mirga Gražinytė-Tyla gehen den vielen Facetten von Weinbergs Musik alle gleichermaßen auf den Grund, mal mit gebotener Vorsicht, mal spätromantisch schwelgend, mal schroff und mit Biss.

Klingendes Perpetuum mobile: das erste Flötenkonzert von Weinberg

Ganz anderen Charakters ist das erste Flötenkonzert aus dem Jahr 1961. Eine fast verspielte, heitere Musik zu Beginn, eine Art klingendes Perpetuum mobile. Marie-Christine Zupancic bläst die Flöte, luftig und leicht, das Orchester breitet ihr den entsprechend locker gewebten Teppich aus.

In der Mitte des Flötenkonzerts entsteht eine ganz andere Atmosphäre. Ruhig, getragen, verträumt, entrückt. Und wieder habe ich den Eindruck, dass Solistin und Dirigentin denselben inneren Zugang zu Weinbergs Musik finden.

Gražinytė-Tyla dirigiert das Andante aus Weinbergs Siebter:

Mirga Gražinytė-Tyla – Weinberg: III. Andante [Symphony No. 7, Op. 81]

Zu Beginn von Weinbergs 7. Sinfonie spielt kein Orchester, sondern ein Cembalo

Dann schaltet sich, melancholisch-tastend, das Orchester mit ein, in diesem Fall dirigiert Mirga Gražinytė-Tyla aber nicht das Orchester aus Birmingham, sondern die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen. Spiel- und aufnahmetechnische Unterschiede sind aber nicht erkennbar.

Weinberg macht es uns nicht leicht. Musik für den schnellen Konsum liefert er jedenfalls nicht. Vielmehr bietet er ein Kaleidoskop musikalischer Klangfarben, das alte Traditionen und moderne Ausdrucksformen des 20. Jahrhunderts zueinander in Beziehung stellt.

Gražinytė-Tyla weiß, wie man optimale klangliche Balance herstellt

Mirga Gražinytė-Tyla ist eine Dirigentin, die sich diesen Erkundungen von Klang, Melodie und Raum mit viel Sorgfalt widmet. Sie liefert mit zwei verschiedenen Orchestern abwechslungsreiche Blicke auf die Komponierwerkstatt des Mieczysław Weinberg.

Immer wieder hört man Neues. Mal hat man Assoziationen schroffer Felslandschaften, mal denkt man an einsame, nebelverschleierte Inseln im weiten Ozean. Alles musiziert auf sehr hohem Niveau. Eine Aufnahme zum Entdecken.