SWR: Herr Professor Smola, es ist bekannt, dass Sie sich Zeit Ihres Lebens besonders für den musikalischen Nachwuchs eingesetzt haben. Warum liegt Ihnen der Nachwuchs so am Herzen?
Smola: Ich habe mich von Anfang für für den Nachwuchs interessiert, weil ich ja selber auch einmal ein 'Nachwuchsmann' war, der froh darüber war, dass mich damals jemand für das Rundfunkorchester Kaiserslautern vorgeschlagen hatte. Von den vielen hundert Leuten, deren erste Schritte ich begleitet habe, haben einige reüssiert und sind etwas geworden - viele sind auch nichts geworden. Aber für die, die eine Karriere realisieren konnten, hat sich die Bemühung um den künstlerischen Nachwuchs gelohnt.
SWR: Wie sieht es nach Ihrer Einschätzung heute mit der Förderung des musikalischen Nachwuchses bei uns in Deutschland aus?
Smola: Wir haben eigentlich genügend Nachwuchs, aber nur bis zu einem bestimmten Punkt. Danach fehlt die Weiterentwicklung und Förderung der Hochbegabten. Das scheitert dann meistens am Geld - Unterrrichtskosten, Fahrtkosten zur Ausbildung etc. Überdies haben bei uns eher die Ausländer eine Chance. Die einheimischen jungen Leute ziehen da nicht so. Sie haben möglicherweise dann doch nicht so das Interesse.
SWR: Der Emmerich Smola Förderpreis wird in diesem Jahr (2004, Anm. d. Redaktion) zum ersten Mal vergeben. Wie beurteilen Sie die Wirkung eines solchen Nachwuchs-Förderpreises?
Smola: Die Sängerinnen und Sänger, die dieses Mal teilnehmen, sind alle schon in guten und festen Engagements. Das sind keine Neulinge. Sie bekommen aber dadurch, dass das Konzert von Fernsehen und Hörfunk aufgezeichnet wird, eine ganz andere Verbreitungsmöglichkeit, und das ist eigentlich eine große Chance. Wenn man heute nicht ins Fernsehen kommt, hat man viel weniger Chancen für eine wirklich große Karriere. Das ist heute eine Konkurrenzschraube, deren Ende noch nicht abzusehen ist. Das Preisgeld ist ja mit 20.000 Euro berechnet. Das ist sehr viel. [...] Natürlich hoffen die Teilnehmer des Wettbewerbes - und wir hoffen es auch -, dass sie in Zukunft auch in den ARD-Anstalten weitere Möglichkeiten haben werden.
SWR: Die Jury ist diesmal das Publikum. Was halten sie persönlich als jemand, der immer sehr enge Verbindungen zum Publikum hatte, von einem Publikumsentscheid in Sachen Musik?
Smola: Ich halte davon sehr viel, weil ich vom Publikum sehr viel halte. Das Urteil des Publikums kann eine Jury aus musikalischen Fachleuten eigentlich nicht übertreffen. Ob achthundert oder tausend Menschen im Saal klatschen oder nicht, das kann man nicht beeinflussen. Das kann nur der Künstler oben auf der Bühne, der das nötige Charisma hat, die nötige Ausstrahlung und das Auftreten. Das alles wird vom Publikum sehr genau honoriert. Ich glaube nicht, dass es eine genauere Messung gibt. Natürlich können Fachleute begründen, warum der gut - oder jener nicht gut ist. Aber die Wirkung des Künstlers ist ja eigentlich auf das Publikum ausgerichtet. Und wenn das Publikum zur Bühnenleistung nicht "ja!" sagt, kann der Künstler nichts machen, dann kann er noch so gut sein. Nur das Publkum kann aber die Wirkung und das Charisma richtig beurteilen.
SWR: Was empfinden Sie persönlich dabei, dass der Emmerich Smola Förderpreis Ihren Namen trägt?
Smola: Ach, da kann ich eigentlich nichts dafür. Wenn man so lange mit dem Funk verbunden ist wie ich, und der Name immer genannt wird, dann geht es einem so, wie einem Fußballspieler, der seinen Namen ja auch stets an prominenter Stelle liest.
SWR: Der Preis wird in diesem Jahr aus der Taufe gehoben. Was wünschen sie sich für die Zukunft dieses 'neugeborenen' Kindes?
Smola: Ich wünsche mir, dass dies keine einmalige Sache bleibt, dass es genügend Spender gibt, die die nötigen Geldmittel aufbringen, dass dieser Preis eine Zukunft hat ...