Hörbuch-Rezension

Hier spielt keine Musik: Basiswissen über Bach ohne Bachs Kompositionen

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Autor/in
Christoph Vratz
Christoph Vratz
Onlinefassung
Dominic Konrad
Dominic Konrad, Autor und Redakteur bei SWR Kultur und SWR Musik

Der Amor-Verlag hat ein Hörbuch zum Leben und Werk von Johann Sebastian Bach veröffentlicht – und in ihm wird auf Musikbeispiele komplett verzichtet. Ein Defizit, das auch SWR2-Kritiker Christoph Vratz missfällt.

Informations-Quickie rund um Johann Sebastian Bach

Wer es eilig hat, kann sich mit siebeneinhalb Minuten begnügen. Denn das letzte der sechzehn Kapitel über Leben und Werk des Johann Sebastian Bach lautet schlicht „Zusammenfassung“.

Johann Sebastian Bach wurde am 21. März 1685 in eine Familie aus Musikern geboren. Er wuchs in Eisenach auf, umgeben von acht Geschwistern. Vor allem sein Vater und später sein Bruder brachten ihm die Musik schon in jungen Jahren näher.

Johann Sebastian Bach kurz erklärt bei SWR2 Treffpunkt Klassik:

In der vorausgehenden ausführlichen Version gerät dieser Passus erwartungsgemäß detailreicher. Über Bachs Geburtsort Eisenach etwa heißt es:

Die Stadt war damals Residenzstadt des Fürstentums Sachsen-Eisenach und geprägt vom lutherischen Glauben, dessen Anhänger durchaus offen für Musik und Kunst waren, den damals in ganz Europa beliebten Trend der italienischen Musik und besonders der Oper allerdings wenig abgewinnen konnten. 

Die Richtung dieser Hör-Biografie ist damit vorgegeben. Fakten werden benannt und Hintergründe erklärt. Dass dies manchmal mit etwas unscharfen Verknappungen einhergeht, mag in der Natur der Sache liegen. Dass Bachs Werke nach seinem Tod 1750 rasch in Vergessenheit gerieten, ist zwar nicht falsch, aber unscharf. Mozart und Beethoven etwa haben sehr wohl einige von Bachs Werken genau gekannt.

 

In einer Reihe mit Malern, Philosophen und Forschenden

Herausgeber ist Bert Alexander Petzold, der in dieser Funktion auch für die anderen, bisher rund 20 Folgen der Reihe Basiswissen“ verantwortlich ist. Ob er gleichzeitig auch der Autor ist, wird nicht explizit aufgeklärt. Die mittlerweile vorliegenden Titel gelten Künstlern, Philosophen oder Forschern sowie der Geschichte einzelner Länder. Zum Thema Musik gibt es bereits Ausgaben über Leben und Werk von Mozart, Haydn und Beethoven. 

In der neuen Folge über Johann Sebastian Bach heißt der Sprecher René Wagner. Er liest sehr klar, doch auch immer wieder mit einigen Betonungen von Wortsilben, die auf die gesamte Dauer etwas nachdrücklich wirken.

Das Leben Bachs wird in chronologischer Reihenfolge erzählt. Zentralen Werken wie den Brandenburgischen Konzerten sind eigene Kapitel gewidmet, ansonsten bietet der vorletzte Abschnitt „Wichtige Kompositionen und Hauptwerke“ einen Überblick.

SWR2 Treffpunkt Klassik Sonderausgabe mit Bach-Experte Michael Maul

 Eher schlicht und ohne Musikbeispiele

Rund 100 Minuten dauert dieses Hörbuch, das auf zwei CDs erschienen ist. Der Hinweis „ab 12 Jahren“ lässt darauf schließen, dass auch (und vor allem?) Kinder und Jugendliche angesprochen werden sollen. Sprachlich ist daher auch diese Folge des „Basiswissens“ bewusst zugänglich gestaltet. 

Der größte Einwand gilt allerdings der Tatsache, dass auf Musikbeispiele komplett verzichtet wird – wie auch auf einen zweiten Sprecher oder eine Sprecherin für mögliche Zitate, was sicherlich für mehr Abwechslung sorgen würde.

Wer zum Vergleich die kunstvoll gearbeiteten Komponisten-Features von Jörg Handstein kennt, in denen Wort und Musik eng miteinander verwoben sind, wird diese Edition als eher schlicht einstufen. So sehr man das Ziel einer bewusst einfachen Darstellung begrüßen mag – anschaulich ist diese nur bedingt. Denn auf eine unmittelbar beschreibende, im eigentlichen Sinne erzählende Schilderung wird verzichtet – so dass sich insgesamt eher der Charakter einer Dokumentation einstellt.

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