Klangkunst bei den Donaueschinger Musiktagen 2022

Daniel Ott & Enrico Stolzenburg: Zusammen Fluss

Stand

Daniel Ott / Enrico Stolzenburg
Zusammen Fluss

Dauerinstallation / akustische Skulptur (2022)
Uraufführung, Kompositionsauftrag des SWR

Die Zuspielung ist ein Loop von 25 Minuten Dauer.
Die Installation läuft täglich von 6 bis 24 Uhr. Sie ist jederzeit öffentlich zugänglich.
Der Eintritt ist frei.

Zusammen Fluss ist eine akustische Skulptur. Sie bezieht sich auf den Klang entlang der zehn Länder, die der Donau ein Ufer bieten, bis ihr Weg im Schwarzen Meer mündet.

Enrico Stolzenburg (l.), Daniel Ott
Enrico Stolzenburg und Daniel Ott sind die Schöpfer von "Zusammen Fluss". Bei den Donaueschinger Musiktagen 2021 hatten die beiden Künstler mit ihrer Landschaftskomposition "Donau / Rauschen" die gesamte Stadt Donaueschingen zum Klingen gebracht. Bild in Detailansicht öffnen
Zusammenfluss von Breg und Brigach
Blick von der Brücke über die Breg: Von links kommt die Brigach, was nach rechts zusammenfließt, ist der Beginn der Donau und damit der symbolträchtige Ort für die Dauerinstallation von Daniel Ott und Enrico Stolzenburg. Bild in Detailansicht öffnen
Enrico Stolzenburg (l.), Daniel Ott
Bauarbeiten für die Klangskulptur. Die beiden Gullys wurden eigens für "Zusammen Fluss" angelegt. Bild in Detailansicht öffnen
Mann auf Klappstuhl spielt Bassklarinette im Freien vor einem Gully
Während der Musiktage kommt es regelmäßig zu musikalischen Interaktionen lokaler Musikgruppen mit den Klängen aus den Gullys. Hier spielt ein Klarinettist des Musikvereins Aufen ein Stück, das Daniel Ott für diesen Anlass geschrieben hat. Bild in Detailansicht öffnen
Enrico Stolzenburg (l.), Daniel Ott
"Zusammen Fluss" ist eine Dauerinstallation, und so sind die Klänge aus der Tiefe nach den Donaueschinger Musiktagen 2022 weiterhin täglich bis in den Abend zu hören. Bild in Detailansicht öffnen

Die Klangkomposition für diese Skulptur ist speziell für den Ort am jüngst (2020-2022) renaturierten Donauursprung geschaffen. Sie ist als Dauerinstallation konzipiert und nimmt die geschichtliche Dimension in den Blick, die der Fluss für uns in Europa hat. Damit ist die Klangskulptur eine ideale Ergänzung zu den Themenbereichen Fliessgewässer, Naturschutz, lokale Region, die am Zusammenfluss mit der neuen Bregbrücke aufgerufen werden. Die Klangskulptur erinnert uns daran, dass wir unseren Kontinent für die Zukunft nur gemeinsam denken wollen. Nur zusammen sind wir Fluss. Dies gilt für die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Belange, insbesondere aber auch für eine ökologische Perspektive, die nötiger denn je, nur ein Miteinander sein kann.

Der Klang, der als akustische Skulptur zu hören ist, verwendet Tonaufnahmen aus allen zehn Anrainerstaaten. Geräusche des Wassers, der Biotope und Habitate, der Städte und Gemeinden, der von Menschen geformten Landschaften, die mittels der Aufnahmen hörbar werden.

Wer den Zusammenfluss aufsucht, stelle sich die Kulisse der Donau vor, durch die der Fluss sich bis zur Mündung windet! Und dann die Assoziationen, die vom Klang der Skulptur in den Menschen ausgelöst werden. Hier, wo Breg und Brigach sich vereinen, können alle ihre Gedanken fliegen lassen, Kopfkino spielen in ferne Länder, Kulturen, Geschichten und Zeitgeschichte. Für letztere sorgen Archivtöne, kurze Ausschnitte, die, unter klanglichen und inhaltlichen Aspekten bestimmt, Gedankenfenster öffnen können. Beispielhaft ausgewählt sind die Demokratiebewegungen in Ungarn 1956 und der Tschechoslowakei 1968, der Krieg im Kosovo in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts, bis zum Begriff der "Balkanroute", der seinen Ursprung in den Migrationsbewegungen unserer Zeit hat. Wie nah uns Konflikte in die Gegenwart führen, wird in dem erschütternden Hilferuf Wolodimir Selenskis vom März 2022 spürbar.

Die akustische Skulptur ist künstlerisch in Anlehnung an die Komposition Donau/Rauschen zu verstehen, die 2021 in Donaueschingen zu hören war. Sie ist in ihrer technischen Umsetzung ein ähnlich kooperativer Vorgang wie die Realisierung jener Landschaftskomposition in der Karlstraße zum Jubiläum der Musiktage. Alle Arbeiten kommen hier am Donauursprung unter Beachtung der wesentlichen Rahmenbedingungen wie Sicherheit, Naturschutz, Barrierefreiheit, Nachhaltigkeit zusammen.

Daniel Ott und Enrico Stolzenburg

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Autor/in
SWR