Donaueschinger Musiktage 2004 | Werkbeschreibung

Werke des Jahres 2004: "LICHT-BILDER"

Stand

für Bassetthorn, Flöte mit Ringmodulation, Tenor, Trompete mit Ringmodulation, Synthesizer, Licht-Bilder
(vom SONNTAG aus LICHT)

Karlheinz Stockhausen: LICHT-BILDER. Anfang.
Ausschnitt aus Karlheinz Stockhausen: LICHT-BILDER

Bewegungen der Interpreten sind mit vier Zeitschichten von Licht-Bildern verbunden. Die Interpreten spielen bzw. singen auswendig. In diesem Werk komponierte ich zum ersten Male musikalische Gestalten, die in Prozessen zunehmender Zeitabstände mit sich selbst verzögert und wieder einander angenähert werden bis zur Gleichzeitigkeit, und zwar Bassetthorn mit Flöte sowie Tenor mit Trompete. Beide Paare treffen sich von Zeit zu Zeit in einem Zeit-Null. Der Synthesizer-Spieler setzt alle Sinustöne für die Ringmodulation.

Dieses geschieht vielfach während sieben großen Phasen in zweimal zwei Schichten. Die Phasen sind mit den sieben Wochentagen von MONTAG bis SONNTAG verbunden.

MONTAG: Steine – Hügel – Wasser;

DIENSTAG: Bäume – Pflanzen – Früchte;

MITTWOCH: Tiere;

DONNERSTAG: 7 Elemente

Do 1 Wasser,

Do 2 Erde,

Do 3 Luft,

Do 4 Äther,

Do 5 Eros,

Do 6 Feuer,

Do 7 Glockenklang;

FREITAG: Himmelskörper – Gestirne;

SAMSTAG: Heilige Menschen;

SONNTAG: GOTT in allem.

Der Tenor singt in den 7 Phasen Wörter, die dem Inhalt der sieben Lebensbereiche entsprechen. Sie können in den Licht-Bildern auch visuell stilisiert ins Bewusstsein kommen.

Gestalten in wechselnden Zeitperspektiven durchzuhören ist eine große Aufgabe, vor allem bei schnellen, wechselnden Tempi.

Den zeitlichen Wellen von Verschiebungen entsprechen harmonische Spiegelungen durch eine doppelte Ringmodulation. Das führt zu ganz neuen, magischen Spiegel-Harmonien und Klangfarben.

Alle individuellen Bewegungen der Interpreten sind auskomponiert in direktem Zusammenhang mit den musikalischen Gestaltbewegungen als links-rechts-horizontale, links-rechts-diagonale, hoch-tief-horizontale und kreisförmige Gesten.

Bewegungen

Die Bewegungen der Interpreten sind in der Partitur notiert:

Pfeil nach rechts: horizontal nach rechts bewegen (vom Spieler aus);

Pfeil nach links: horizontal nach links bewegen;

Pfeil nach oben: schnell senkrecht nach oben bewegen, stehenbleiben;

Pfeil nach unten: schnell senkrecht nach unten bewegen, stehenbleiben;

Pfeil schräg nach oben: diagonal nach rechts oben oder links oben bewegen;

Pfeil schräg nach unten: diagonal nach rechts unten oder links unten bewegen;

kreisförmige Pfeile: rechts bzw. links herum im Kreis oder Teilkreis um die eigene Achse herum
bewegen.

Der Tenor bewegt Arme, Hände und Kopf gemäß den Zeichen, dezent mit stilisierten Gesten im Rhythmus der Musik: L = linker Arm und linke Hand, R = rechter Arm und rechte Hand.
Pausen = ohne Bewegung;

D = Duett mit einem oder mehreren anderen, einander zugewendet;

R = Ruhe, verinnerlichte stille Körperhaltung.

Eine Bewegung gilt bis zum Ende der musikalischen Gestalt, also bis zur folgenden Bewegung oder Pause. Einige Bewegungen gehen auch über Unterbrechungspausen hinweg.

Zu Beginn stehen die Interpreten in einigem Abstand nebeneinander auf der Bühne in Richtung Publikum. Wenn sie durch seitliche Bewegungen aneinander vorbei müssen, gehen sie einen Schritt vor oder zurück.

Häufigkeit der Bewegungen für die 7 Phasen:

Karlheinz Stockhausen: LICHT-BILDER. Häufigkeit der 7 Phasen
Karlheinz Stockhausen: LICHT-BILDER. Häufigkeit der Bewegungen für die 7 Phasen:
Karlheinz Stockhausen: LICHT-BILDER. Formschema
Karlheinz Stockhausen: LICHT-BILDER

Der SONNTAG aus LICHT hat 5 Szenen und den ABSCHIED. Er wird am besten an
drei aufeinanderfolgenden Tagen aufgeführt:

1. Tag – 1 LICHTER – WASSER
(keine Pause), 2 ENGEL-PROZESSIONEN.

2. Tag – 3 LICHT-BILDER (Pause), 4 DÜFTE – ZEICHEN.

3. Tag – 5.1 HOCH-ZEITEN für Orchester
5.2 HOCH-ZEITEN für Chor und umgekehrt (mit einer Pause).

SONNTAGS-ABSCHIED
(im Foyer).

Stand
Autor/in
SWR