Donaueschinger Musiktage 2001 | Werkbeschreibung

Werke des Jahres 2001: "Music for 10 Autosonic Gongs"

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"Dies Gemisch magischen und realen Denkens, dies sinnliche Ergründen unerklärbarer Ahnungen ist wohl die Wurzel, auf der meine Sehnsucht zur Musik gewachsen ist. Der vergebliche Traum von einer besseren Schöpfung hat mich gezwungen, mich der Wirklichkeit da zu nähern, wo sie am unanfechtbarsten ist – wo es keine Morde gibt, damit der Magen Nahrung hat: im harmonischen Plan ihrer Formen, in der Mathematik des Wachsens und Vergehens, im Reich der Zahlen und Rhythmen, im überwältigenden Klang, der vom Donner der Sonnen und Berge bis zum unentsiegelbaren Schweigen reicht. Das Reich, das ich betrete, ist voll samtenen Schwarzes, daß ich alles Grün und Licht vergesse und nur höre."

Hans Henny Jahnn, "Fluß Ohne Ufer"

Music for 10 Autosonic Gongs

Durch eine elektroakustische Rückkoppelung wird ein Tamtam in seinen ureigenen Resonanzen zum Schwingen gebracht. Die Rollen des Instruments und der Technik im elektroakustischen Szenario -- Instrument – Mikrofon – elektronische Manipulation – Lautsprecher -- werden vertauscht. Wo ein Lautsprecher als letzte Stufe eines elektroakustischen Prozesses stand, steht jetzt das organische Material eines Instruments. Wo ein Instrument als erste Stufe in der Herstelllung eines akustischen Ereignisses stand, steht jetzt als Initialzünder die Elektronik. Die Rolle des Instrumentalisten übernimmt die elektronische Apparatur.
Der Tamtam bleibt unberührt, fängt die Rückkoppelung zwischen Lautsprecher und Mikrofon ab, und macht sich selbständig. Die entstandene Rückkoppelung bleibt unhörbar. Es gibt keine elektronischen Klänge. Das Instrument spricht mit ur-innewohnenden Lauten.

Das Archaische, Primitive, Urschreiende, Ausschweifende und Erhabene des Klanges besitzt mich.

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Autor/in
SWR