Zerstöret das Letzte
die Erinnerung nicht
(W.G. Sebald: „Die Ausgewanderten“)
Bikini . Atoll
Das Stück arbeitet ganz wesentlich mit Spaltungsvorgängen: mit der klanglichen Aufspaltung einzelner Töne durch die Live-Elektronik, aber auch mit instrumentaltechnischen Spaltklängen; mit Aufspaltungen des Klangspektrums durch Spektralfilter und durch „Filterung“ des Tonhöhenraumes der Computersimulation, indem nur bestimmte, enge Tonhöhenbereiche ausgelesen werden. Spaltungen in rasenden Bewegungen bestimmen auch den Zeitablauf, der immer wieder unterbrochen wird durch extrem langsame Abschnitte (und gegenseitige Einlagerungen), und den Raum , der durch Umschlagen von Raumsituationen in der Live-Elektronik, durch plötzliches Kippen der Atmosphäre verändert wird.
Projektion des Klanges in den Raum: Zerstäubung der Instrumentalklänge durch die Live-Elektronik, zugleich Dehnung, Mikroskopierung winziger klanglicher Details. Rund um das Publikum wird eine Art virtueller Horizont errichtet, diverse Bewegungsformen des elektronisch veränderten Klanges füllen den Raum. Raum in der Musik: auskomponierte „Riffs“, dazwischen Zeitfelder für interaktive Improvisationen zwischen Instrumentalisten und der Live-Elektronik. Ein durchformuliertes Zeitkonzept gliedert den Ablauf. Über die Anhäufung („Kontaminierung“) mit Klangsplittern prägt das Stück im Laufe der Aufführung seine eigene Erinnerung aus.
Gerhard E. Winkler
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