Dieses Werk entwickelt eine wesentlich auf dem Konzept der Saturation (Farbsättigung) beruhende Ästhetik weiter, deren Anfänge schon in einigen meiner früheren Werke erkennbar sind, besonders in It (2005) und Charleston (2007).
Einmal mehr ist auch hier die implizite Bezugnahme auf die Jazzmusik unter dem Aspekt einer anspielungsreichen Ironie zu sehen, denn jedes konnotierte musikalische Element wird abgeändert, erhält auf manchmal fast subversive Weise eine andere Bedeutung; es taucht auf und verschwindet dann wieder hinter einem alles überwuchernden, unberechenbaren Klangmaterial. Zwischen diesen Elementen und der dominanten Klangfarbe etabliert sich eine oft konfliktgeladene Dialektik, die auf diese Weise eine strukturierende Funktion bekommt.
Formal besteht das Werk aus zwölf Episoden von variabler Dauer, die meist ohne Unterbrechung aufeinander folgen. Die innere dramatische Spannung generiert einen eigenen Rhythmus, der durch die Alternation von Ereignissen charakterisiert ist, deren Tempo sich nach und nach entweder verlangsamt oder scheinbar statisch ist oder aber heftig beschleunigt wird. Die durch den Titel des Werkes suggerierte Idee des Schwingens ist allgegenwärtig. Sie erweist sich als konstitutiv für die Klangfarbe (beständige Hin-und Herbewegung der Klanggewebe) und für die Architektur im Allgemeinen (Elastizität der Proportionen).
Auf die Dauer entsteht ein Ideal der Deformation und der Ambiguität, indem in einem Spiel zwischen den Klangidentitäten instabile Korrespondenzen und heftige Kontraste ein dynamisches Ungleichgewicht schaffen. Sogar über ihre Konsequenzen für die Plastizität des Tons hinaus erscheint die Wahl der Verzerrung als kompositorische Herangehensweise dann als ein Mittel, um das Ausmaß des Ausdrucks jeder Geste umzustürzen, als eine Art und Weise, Instrumente anders zu spielen, die sonst verborgenen Seiten ihres Korpus zu enthüllen, der fast ein Körper ist. Hin und wieder gebiert dieser Ausdruck des Exzesses irgendein unentwirrbares Gewebe von komplexen Tönen – allerletzte Umwandlung eines saturierten Phänomens.
- Festivaljahrgänge
- Donaueschinger Musiktage 2009
- Themen in diesem Beitrag
- Franck Bedrossian, Swing für 11 Instrumente
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