Mit extremen Spielweisen zu komponieren – in der Art wie bei Peter Maxwell Davies' "Eight Songs for a Mad King" oder Nam June Paiks "One", wo so genanntes "instrument-bashing" bis hin zum "instrument-smashing" vorkommt (was aber noch häufiger von verschiedenen Rockmusikern wie Pete Townshend und Keith Moon von The Who oder Jimi Hendrix praktiziert wurde) – schien mir anfangs attraktiv und anziehend für mein eigenes Streichquartett. Dennoch wurde mir schnell klar, dass ich solche Spielweisen nicht wirklich einsetzen kann. Ich trauere immer noch um die kaputte Geige, die bei Davies' "Mad King" auf dem Boden zerschmettert wurde, wie ich es während einer Aufführung in Freiburg in den 1990er Jahren erlebt habe. Passend fand ich jedoch so genannte Streichquartett-Tische –historische Möbelstücke aus dem 18. Jahrhundert, auf welchen Notenpulte und Kerzenständer fest montiert waren.
In meinem Werk wird ein moderner Holztisch verlangt, der diese Pult-Funktion hat, aber auch als Erweiterung im Sinne eines neu erfundenen Instruments fungiert: er wird mit Gummibändern auf Stegen wie ein Streichinstrument bespannt und mit weiteren Utensilien ausgestattet, die ebenfalls streichinstrumentähnliche Klänge erzeugen können. Vor allem soll dieser Holztisch ein Ersatz sein, der anstelle der delikaten Violinen, Viola und Cello alle gewaltartigen Spielweisen abbekommen wird. "Gewalt an einem Stellvertreter" ist der Gedanke, der sich aus dieser Werkkonstellation mit dem Quartett-Tisch herauskristallisierte – eine breite, weit verbreitete und traurige Thematik bzw. Taktik, die ich mit einem für ein Streichquartett merkwürdigen, ja exotischen und etwas heiteren Konzept zu verbinden versuchte, das auch Gewalt auf seine Art und Weise darstellt: nämlich Slapstick.
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- Donaueschinger Musiktage 2010
- Themen in diesem Beitrag
- Alan Hilario, slap Schlag, Klaps + stick Stock für Streichquarett und Quartett-Tisch
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