Sasha Berliner aus San Francisco – "Rising Star Vibrafon" – hat das 52. SWR NEWJazz Meeting 2021 geleitet. Beim traditionsreichen SWR Jazzlabor erarbeitete sie mit ihrem eigens zusammengestellten Ensemble eigene Kompositionen, die sie auf Konzerten in Tübingen, Karlsruhe und Mannheim vorstellte. Konzertmitschnitt als Video-On-Demand!
Konzertvideo: SWR NEWJazz Meeting 2021 am 20.11.2021 in Karlsruhe:
Sasha Berliner wurde 2020 vom US-Jazzmagazin „Down Beat“ als erste Frau zum „Rising Star Vibraphone“ gewählt. Heute gilt Berliner als eine treibende Kraft der jungen, kreativen Brooklyner Jazzszene: Sie ist sowohl in der Tradition des Jazz als auch in der experimentellen Musik verwurzelt.
Backstage: Proben im SWR Studio mit Sasha Berliner
Dem „störrischen Instrument“ Vibrafon Emotionen entlocken
Zu ihren musikalischen Vorbildern zählt sie den Vibrafonisten Bobby Hutcherson – wegen dessen großer stilistischen Vielfalt und Freiheit – und Steve Nelson, weil der es schaffe, seine Gefühle „auf dem ganzen Instrument auszuschütten“.
Aber natürlich gehört auch der legendäre Gary Burton mit seiner sensationellen Vier-Schlegel-Technik dazu. Sasha Berliner schafft es, dem Vibrafon – ein manchmal störrisches Instrument – Emotionen zu entlocken, es zum Leuchten und Strahlen zu bringen. Gelegentlich spielt sie auch eine elektronische Variante, das MaletKAT, eine Art Vibrafon-Synthesizer.
Das sind die Musiker*innen beim SWR NEWJazz Meeting 2021
Anders klingen als die großen Vibrafonisten des Bebop
Obwohl Sasha Berliner viel von den Großen des Vibrafons gelernt hat, wollte sie schon immer anders klingen: "Als ich an der New School of Jazz in New York Jazz studierte, mochten viele Lehrer nicht, dass ich mich mehr für die zeitgenössischen Seiten des Jazz interessierte", so Berliner. Sie hätten sie gedrängt, reinen Bebop zu spielen, wie Lionel Hampton zu klingen. Aber Berliner wollte das nicht. Ein andermal sagten Ihr Lehrer, sie dominiere die Band zu stark.
Offener Brief gegen Frauenfeindlichkeit im Jazz
Berliner setzt sich gegen Frauenfeindlichkeit und Rassismus im Jazz ein. 2017 erregte sie Aufsehen mit einem offenen Protestbrief an den US-Musikkritiker und Jazz-Blogger Ethan Iverson: An Open Letter to Ethan Iverson (And the Rest of the Jazz Patriarchy). Iverson hatte ein Interview mit dem Keyboarder Robert Glasper geführt, in dem dieser Frauen ein undifferenziertes Hörvermögen bescheinigt hatte. Berliner wies dies scharf zurück und schilderte zugleich Diskriminierungen, die sie als Musikerin erlebt hatte. Amerikanische Publikationen griffen das Thema auf und diskutierten Misogynie und Sexismus im Jazz. Im Verlauf der Debatte musste die renommierte Bostoner Jazzschule, das Berklee College, zugeben, dass sie elf Fakultätsmitglieder stillschweigend entlassen hatte - wegen sexueller Übergriffe.
Seitdem Der SWR bestimmt jeweils eine Kurator*in, die / der sich Musiker*innen für ein Projekt auswählt, das unter Alltagsbedingungen so nicht zu realisieren wäre.