SWR Jazzlabor

Web Concert: NEW Jazz Meeting 2022 mit Pianist Micah Thomas aus New York

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Autor/in
Günther Huesmann
Onlinefassung
Clemens Zoch
Clemens Zoch, Autor und Redakteur, SWR Kultur

Eine Woche lang haben einige der aufregendsten Musiker*innen der New Yorker Jazzszene um den Pianisten Micah Thomas im SWR Jazzlabor Baden-Baden geprobt. Vom 18. bis 20. November gingen sie mit der 53. Ausgabe des SWR NEWJazz Meetings auf Tournee mit Konzerten in Karlsruhe, Tübingen und  Mannheim (20.11.). Sehen Sie hier den Live-Mitschnitt des Konzerts in Karlsruhe.

„Musik ist für mich eine meditative Praxis. Den Hauptfokus lege ich darauf, immer präsent zu sein.“

Einer der ausdrucksstärksten und einflussreichsten Pianisten im Big Apple

Der 25-jährige Micah Thomas gehört aktuell zu den ausdruckstärksten und einflussreichsten Pianisten im Big Apple. Das stellt er unter anderem auch im „Immanuel Wilkins Quartet“ – der zurzeit international wohl am meisten gehypten Jazzformation – unter Beweis.

 „Nur gelegentlich – wenn überhaupt, dann nur ein paar Mal in einer Generation – taucht ein Pianist auf, der so viel Musik verschlungen und verarbeitet zu haben scheint, dass sein Stil sowohl die Geschichte als auch die Gegenwart des Jazz in einer einzigen Bewegung nachvollziehen kann.“

Micah Thomas im SWR Studio: „Dinge ausprobieren, die ich noch nie gewagt habe!“

Für das SWR NEWJazz 2022 Meeting hat Thomas das Sextett „Forest“ aus Musiker*innen der aufregenden zeitgenössischen New Yorker Szene zusammengestellt, eine Band, die in dieser Besetzung noch nie zusammen gespielt hat.

Das sind die Musiker*innen beim SWR NEWJazz Meeting 2022:

Die Mutter beruhigte den kleinen Micah mit Musik des Geigers Itzhak Perlman

Geboren wurde Micah Thomas 1997 in Columbus, Ohio. „Wenn ich als Baby schrie, spielte meine Mutter eine DVD, auf der Itzhak Perlman Violine spielt – und sofort war ich die nächsten Stunden ruhig, sie merkte das ziemlich schnell“, so Thomas über seine Kindheit.

Improvisieren als Weg aus der Isolation

„Ich war sehr introvertiert und still, hatte viel in meinem Kopf. Das Improvisieren half mir, in Kontakt zu anderen Menschen zu treten und aus mir rauszugehen“, sagt Thomas über seine Jugend. Wenn er etwas anderes gemacht hätte, wäre er nach eigener Einschätzung heute wohl ein unausgeglichener Mensch.

„Ich begann mit Klassik. Mit sieben startete ich im Jazz. Mein Vater hörte viel Blues – B.. King und Eric Clapton. Und viel Jazz: Miles Davis, John Coltrane, Thelonious Monk. Auch viel Klassik: Beethoven, Mozart. Und dann eine Menge klassische indische Musik: Zakir Hussain, Ravi Shankar, weil mein Vater aus Indien stammt.“

Aufgewachsen in der Jazzprovinz

Seine ersten Jazz-Erfahrungen machte Micah Thomas im Ohio Youth Orchestra - mit klassischem Big-Band-Jazz.  Doch Columbus, Ohio ist nicht gerade ein Ort, wo das Jazzleben brummt. Der Pianist hatte damals wenig soziale Kontakte und probierte viel alleine aus. Und so kam es, dass schon manche Eigentümlichkeiten in sein Spiel eingesickert waren, als er 2015 nach New York zog. „Vielleicht war deshalb für mich das Jazzstudium an der Juilliard School of Music genau das Richtige“, resümiert Thomas.

Konzertvideo: Micah Thomas „Solo Piano“

Micah Thomas - solo piano - at The Stone - Aug 13 2022

Wenn der Klavierlehrer vom Schüler lernt

Sein Lehrer dort war der große Jazzpianist Frank Kimbrough (1956 – 2020). Der zwei Generationen ältere Kimbrough scherzte einmal, seine erste Stunde mit Micah sei „die schrecklichste“ seines Lehrer-Lebens gewesen. „Micahs harmonischer Sinn beeindruckte mich so tief, dass ich geneigt war, ihm über die Schulter zu schauen und Sachen von ihm abzugucken.“

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Günther Huesmann
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Clemens Zoch, Autor und Redakteur, SWR Kultur