Ironische Lieder in Krisenzeiten

„Songs to go“: Das letzte Album von Funny van Dannen

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Autor/in
Daniel Stender
Daniel Stender

Nach mehr als 300 Songs und 20 Alben beendet Funny van Dannen seine Karriere. Musikalisch und inhaltlich ist „Songs to go“ typisch für das Gesamtwerk: Ähnlicher Sound und übersichtliche Akkordfolge. Aber die ironiegetränkten Lieder sind vielleicht gerade in der krisenhaften Gegenwart besonders willkommen.

Dreiklang der Folk-Musik

Dass seine Gitarre Faschisten töten könne, davon war der US-Musiker Woody Guthrie schon vor 80 Jahren überzeugt.

Mit dieser Haltung prägte Guthrie einen Dreiklang der Folk-Musik, der bis heute nachhallt: Eine Stimme, eine Gitarre und die Wahrheit.  

Ironie als wichtiges Mittel

Nur – einige Menschheitskatastrophen später – ist dieser Dreiklang brüchig geworden, die Wahrheit fragil. 

Wer heute als alter weißer Mann allein mit einer Gitarre auftritt, der braucht mehr als drei Akkorde und die Wahrheit, er braucht Ironie. So wie Funny van Dannen auf seinem neuen Album.

Songs platziert in Unsicherheit

Mehr als 300 Songs hat Funny van Dannen seit Anfang der 1990er Jahre geschrieben, Spuren von Ironie finden sich hier überall. Denn Ironie…

 „Ja, das ist die Haltung der Schwachen, die sich dann über die Mächtigen oder über die Zustände lustig machen können, weil ihnen nichts anderes übrigbleibt. Also darüber zu lachen, denn ändern kann man es nicht, wenn man in der schwächeren Position ist.“ singt Funny van Dannen.

Lachen ist eine Übersprungshandlung, man lacht, wenn man nicht mehr weiter weiß. Ist das lustig? Oder geschmacklos? Funny van Dannen platziert seine Songs genau in dieser Unsicherheit.

Jede Krise bekommt einen eigenen Song

Die anderen Elemente seiner Songtexte sind aktuelle Politik und Dadaismus. Lieder über Lehrstellenmangel sind so entstanden. Über Humankapital und Eurythmie-Schuhe.

Sogar Karl Lauterbach wurde besungen. Fast könnte man sagen: Jede Krise bekommt einen eigenen Song.

Und jetzt? Hätten die Ampel oder Olaf Scholz nicht noch einen Song verdient? Ja im Prinzip schon, sagt Funny van Dannen im Interview: „Immerhin haben sie doch einiges versucht, was in den 15, 16 Jahren vorher nicht angepackt wurde. Und dafür haben sie Prügel bezogen. Das sagt ja eigentlich alles über Deutschland aus. Also die Veränderungen sind nicht wirklich gewollt. “

 Übersichtliche Akkordfolge

Für die Ampel sein, aber das Gendern vergessen. Funny van Dannen sitzt mit seiner Gitarre zwischen vielen Stühlen. Auf dem neuen Album gibt es musikalisch keine Überraschungen, der Sound bleibt ähnlich, die Akkordfolge übersichtlich.

Nur ein Stück ist anders – „Wenn der Krieg vorbei ist“:

 „Wenn der Krieg vorbei ist, wird es wieder schön, dann können alle ohne Angst wohin sie wollen gehen
Und der Himmel wird wieder so blau sein und der Lippenstift so rot
Und die Lippen so voll und die Liebe so toll – nur die Toten.
Sind immer noch so tot.“

 Im Interview erklärt Fanny van Dannen, es gehe um Hilflosigkeit.

Keine Auftritte mehr

Vielleicht sind die vielen Kriege und Krisen der Gegenwart auch zu groß, zu komplex, zu zahlreich, um weiter ironische Songs über sie zu schreiben.

Funny van Dannen plant künftig, mehr zu malen, Auftritte oder neue Alben wird es nicht mehr geben. Schade eigentlich.

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