Autorin Tsitsi Dangarembga aus Simbabwe, Preisträgerin des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, spricht bei der Verleihung.

Literatur

Tsitsi Dangarembga hat den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2021 erhalten

Stand

Die simbabwische Autorin und Filmemacherin Tsitsi Dangarembga hat am Sonntag, den 24. Oktober den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2021 erhalten.

Die Verleihung fand in der Frankfurter Paulskirche statt und wurde live im ZDF übertragen. Der Friedenspreis wird seit 1950 vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert. Tsitsi Dangarembga forderte in ihrer Preisträgerrede einen Paradigmenwechsel in den europäischen Denkmustern. Sie sprach von der imperialen Gewalt, die bis heute für Missstände im postkolonialen Afrika verantwortlich ist.

Die ganze Preisverleihung in der ZDF Mediathek sehen:

Bei der Preisverleihung ergriff die Frankfurter Diversitätsbeauftragte Mirrianne Mahn (Grüne) das Wort und kritisierte die Präsenz von Rechten Verlagen auf der Buchmesse, die Schwarze Autor*innen gehindert habe, an der Veranstaltung teilzunehmen.

Die Intervention von @MirrianneMahn bei der Preisverleihung des Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2021 https://t.co/r4ro2JN5E7

Die Preisträgerin Tsitsi Dangarembga

Tsitsi Dangarembga wurde am 14. Februar 1959 in Mutoko im damaligen Rhodesien (heute Simbabwe) geboren und gehört zu den wichtigsten Schriftsteller*innen, Dramatiker*innen und Filmemacher*innen ihres Landes.

Erste Theaterstücke in den 1980er Jahren

An der University of Zimbabwe studierte sie in den 1980er Jahren Psychologie und schrieb ihre ersten Theaterstücke. 1988 erschien ihr Debüt-Roman „Nervous Conditions“ als erster Teil einer autobiografisch geprägten Trilogie. 2006 wurde der zweite Teil, „The Book of Not“ veröffentlicht, 2018 folgte „This Mournable Body“. Die drei international erfolgreichen Bücher erzählen vom Aufwachsen und Leben einer nach Selbstbestimmung strebenden Frau in Simbabwe und veranschaulichen dabei die komplexen Unterdrückungsmechanismen von Gender, Kolonialismus und Rassismus.

Der Roman „Aufbrechen“ wurde von der BBC in die Liste der 100 wichtigsten Bücher aufgenommen

„Nervous Conditions“ (dt. „Aufbrechen“, 2019) wurde 1989 mit dem Commonwealth Writers’ Prize ausgezeichnet und 2018 von der BBC in die Liste der 100 wichtigsten Bücher aufgenommen, die die Welt geprägt haben. „This Mournable Body“ (erscheint im September 2021 unter dem Titel „Überleben“ auf Deutsch) wurde 2020 auf die Shortlist des Booker Prize gesetzt.

Studium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin

In den 1990er Jahren wandte sich Tsitsi Dangarembga dem Medium Film zu. An der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin studierte sie von 1989 bis 1996 Filmregie.

1992 gründete sie die Filmproduktionsfirma Nyerai Films in Harare, die sie bis heute leitet. Außerdem schreibt sie Drehbücher und führt Regie bei Spiel- und Dokumentarfilmen, die – wie der Film „Neria“ (1993) – zu den beliebtesten Simbabwes zählen. Im Jahr 2000 kehrte sie endgültig dorthin zurück.

Als Initiatorin des African Women Filmmakers Hub und Gründungsdirektorin des Institute of Creative Arts for Progress in Africa stärkt sie die nachhaltige Kreativwirtschaft auf dem afrikanischen Kontinent und fördert insbesondere Frauen.

Tsitsi Dangarembga engagiert sich für feministische Anliegen in Simbabwe

Tsitsi Dangarembga engagiert sich seit vielen Jahren als Aktivistin für feministische Anliegen und politische Veränderung in Simbabwe. Nachdem sie im Juli 2020 zur Teilnahme an einer Anti-Korruptions-Demonstration aufrief, wurde sie für kurze Zeit inhaftiert und auf Bewährung wieder freigelassen. 2021 erhielt sie den PEN Pinter Prize sowie den PEN International Award for Freedom of Expression, mit dem Autor*innen ausgezeichnet werden, die trotz Verfolgung ihr Schreiben fortführen. Tsitsi Dangarembga und ihr Ehemann Olaf Koschke leben in Harare. Ihre drei Kinder studieren zum Teil im Ausland.

Der Stiftungsrat

Dem Stiftungsrat gehören Klaus Brinkbäumer, Prof. Dr. Peter Dabrock, Prof. Dr. Raphael Gross, Prof. Dr. Moritz Helmstaedter, Dr. Nadja Kneissler, Felicitas von Lovenberg, Prof. Dr. Ethel Matala de Mazza, Prof. Bascha Mika sowie Karin Schmidt-Friderichs an.

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