Literatur

Fragen an Samuel Finzi

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Der Schauspieler Samuel Finzi liest - in 36 Folgen und insgesamt 28 Stunden - den Roman „Biografie“ von Maxim Biller.

Samuel Finzi findet für alle Nuancen dieses wilden Romans den richtigen Ton. Er führt durch die überlagen Sätze voller Einschübe, meistert die Wechsel vom Deutschen ins Englische, Französische, Russische, Tschechische, Jiddische und liest die zahllosen Zoten und Kalauer wie nebenbei, wodurch sie um so stärker wirken. Große Hörbuchkunst!

SWR2 hat Samuel Finzi gefragt:

Wie sind Sie zu Maxim Billers Roman „Biografie“ gekommen? 

Nach der Erscheinung schenkte mir Maxim Biller das Buch mit der Widmung: "Danke für Deinen Humor, Deine Unterstützung, Deine Freundschaft." 

Haben Sie gleich gedacht: Der klingt, den muß man einlesen? 

Ich habe schon seit langer Zeit nicht mehr so über Literatur in deutscher Sprache gelacht, wie über diesen Roman. Es blieb aber nicht nur beim Lachen. Als Leser erfährt man so vieles über das Jüdischsein in Osteuropa und Nachkriegsdeutschland. Aber er erzählt auch universeller, wie menschliche und oft nicht unkomplizierte familiäre Bündnisse funktionieren. Dieser Roman klingt an so vielen Stellen, dass er sehr schnell im Kopf zum Leben kommt.

Der Schauspieler Samuel Finzi
Der Schauspieler Samuel Finzi liest - in 36 Folgen und insgesamt 28 Stunden - den Roman „Biografie“ von Maxim Biller.

Hat Sie der Umfang abgeschreckt?

Zuerst schon, aber nach den ersten 50 Seiten, wollte ich es nicht mehr aus der Hand legen. Für ein so langes Buch ist es äußerst kurzweilig.

Was gefällt Ihnen besonders an „Biografie“ ? Und weniger?

Der scharfe Humor darin erlaubt auch sehr viel Raum für eine Melancholie, die man keinesfalls als Sentimentalität bezeichnen kann.

Wie war`s beim Lesen? Die Einsamkeit eines Langstreckenlesers?

Ich fühlte mich nie einsam mit den so lebendigen Figuren in Maxim Billers Roman.

Was war besonders schwierig? Beispiele?

Die Spannung der vielen verschiedenen Ebenen zu halten, die in einem sehr langen Satz zusammengeführt wurden.

Haben die Corona-Bedingungen irgendeinen Einfluss gehabt?

Ja, einen sehr Positiven: Ich hatte Zeit genug und die COVID-Maßnahmen, die mich zwangen alleine im Aufnahmestudio vor einem Mikrofon zu sitzen, förderten meine Konzentration. Selbstredend hätte ich es ohne den Tontechniker Patrick Ehrlich und den Regisseur Gerwig Epkes sowie deren Reaktionen nicht geschafft. Danke an die beiden!

Und nun, am Ende: Glücklich? Erschöpft?

Erschöpft kenne ich nicht, aber glücklich schon.

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SWR