Philosophisches Buch

Markus Gabriel: „Wir brauchen einen ethischen Kapitalismus“

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Interview mit
Markus Gabriel
Das Interview führte
Martin Gramlich

Nur weil der Kapitalismus Probleme geschaffen hat, wie den Klimawandel und die Umweltverschmutzung, heiße das nicht, dass er diese Probleme nicht auch wieder lösen könne, behauptet der deutsche Philosoph und Buchautor Markus Gabriel.

In seinem neuen Buch „Gutes Tun – Warum ethischer Kapitalismus die Demokratie retten kann“ schlägt Gabriel einen neuen Gesellschaftsvertrag vor: „Wir müssen unsere moderne Marktwirtschaft um eine neue Dimension ergänzen“.

Ganz konkret fordert der Philosoph alle an der kapitalistischen Wertschöpfung beteiligten Personen auf, selbst zu überlegen, wo sie ihre moralische Umgebung verbessern können: „Was läuft unter moralischen Gesichtspunkten schief, und wie können wir das moralisch verbessern.“

Wir alle hätten ein Gewissen und es sei klar, dass es besser sei für etwas finanziell entlohnt zu werden, indem man „Gutes tut“.

„An jeder Schnittstelle auf Kooperation setzen“

Markus Gabriel lehrt seit 2009 an der Universität Bonn. Sein Buch „Warum es die Welt nicht gibt“ schaffte es auf die Bestseller-Liste des Spiegel. In seinem neuen Buch appelliert er nun an eine Vision des Kapitalismus, die sich am Guten orientiert.

„Mein Modell ist nicht eine Rechtfertigung der Idee, dass Politik einen moralischen Rahmen setzt“. Im Gegenteil: in Gabriels Modell ist das Volk der „moralische Souverän“.

Jedes Individuum ist aus moralischen Gründen angehalten, seine Umgebung zu verbessern, denn „es wäre aberwitzig zu erwarten, dass der Bundestag oder gar die Bundesregierung moralische Autoritäten sein müssen“.

Für Gabriel erwächst das Moralische Tun daher „immer aus eigener Erkenntnis und nie verordnet von oben“.

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Kiepenheuer & Witsch Verlag, 352 Seiten, 24 Euro
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