Literaturnobelpreis 2020

Skandal in der Schwedischen Akademie: Die Vorgeschichte

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Die amerikanische Lyrikerin Louise Glück erhält den Nobelpreis für Literatur "für ihre unverwechselbare poetische Stimme, die mit strenger Schönheit das allgemein Gültige der individuellen Existenz herausarbeitet." (Begründung der Jury)

Neustart unter neuer Leitung

Missbrauchs- und Korruptionsvorwürfe haben die Schwedische Akademie, die den Literaturnobelpreis vergibt, 2018 in eine schwere Krise gestürzt. Mats Malm als neuer Leiter der Schwedischen Akademie soll nun die Wogen glätten.

Mats Malm schweigt zum Missbrauchsskandal um Jean-Claude Arnault, dem Ehemann des Ex-Akademiemitgliedes Katarina Frostenson, der mehrfach Frauen, selbst Thronfolgerin Viktoria, sexuell belästigt hatte und zusätzlich geheime Namen von Literaturnobelpreisträgern verraten hatte.

Arnault sitzt inzwischen wegen Vergewaltigungen im Gefängnis und seine Frau ist nicht mehr Teil der Akademie.

Krise überwunden?

Danach sieht es aus. Zum ersten Mal seit drei Jahrzehnten sind alle 18 „Stühle“ der Akademie wieder besetzt, sechs davon von Frauen. Das, nachdem es noch im letzten Jahr Zweifel gab, ob sich überhaupt Leute finden würden, die ins Skandalhaus einziehen möchten.

Neu sollen bei der Auswahl der Kandidatinnen und Kandidaten für den Preis neben den Mitgliedern der Akademie nun auch fünf externe Gutachter mitwirken. Unklar bleibt hingegen, wann das Recht auf lebenslange Mitgliedschaft in der Akademie geändert wird.

Mit dem Sinologen Göran Malmqvist (94) und dem Sprachwissenschaftler Sture Allén (90) sitzen weiterhin zwei Mitglieder in der Akademie, die im Skandal um Frostenson und Arnault unrühmliche Rollen gespielt haben.

Sexuelle Belästigung und Steuerhinterziehung

Ausgangspunkt des Skandals war Jean Claude Arnault, der Ehemann von Katarina Frostensson, bis 2018 Mitglied der Akademie. Arnault soll 18 Frauen aus dem Umfeld der Akademie sexuell belästigt haben, sieben Mal soll er geheime Namen von künftigen Trägern des Literaturnobelpreises ausgeplaudert und für einen von ihm betriebenen Kulturklub Gelder der Akademie angenommen haben.

Der Versuch, Frostenson per Abstimmung aus der Akademie auszuschließen, scheiterte. Daraufhin hatten drei Mitglieder ihre Mitarbeit für beendet erklärt, zwei weitere hatten sich zuvor schon aus anderen Gründen zurückgezogen.

Beiträge zum Literaturnobelpreis 2018/2019

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Autor/in
SWR