Geschichten sind immer schon ein fester Bestandteil ihres Lebens gewesen. Die Bibliothek daheim habe sie rauf- und runtergelesen, erzählt die 34-jährige Autorin Lucia Leidenfrost, die aus dem österreichischen Salzkammergut kommt, inzwischen aber in Herrenberg lebt. Für das Stadtschreiberstipendium in Ludwigsburg hat sie sich zwei Monate lang mit dem Thema „Gefängnis“ beschäftigt. Verantwortung, Schuld, Trauer spielen in den Werken von Lucia Leidenfrost ohnehin eine große Rolle.
Vom Salzkammergut nach Baden-Württemberg
Lucia Leidenfrost ist im Salzkammergut geboren, in einem kleinen Dorf, und hatte nach der Schule nur einen Wunsch: nämlich dorthin zu gehen, wo nicht alle hingehen.
Und so ist sie zum Germanistikstudium in Tübingen gelandet. Eine Stadt nicht zu groß, nicht zu klein für die angehende Schriftstellerin. Denn dass sie schreiben will, war für Lucia Leidenfrost überhaupt keine Frage. Geschichten, das Geschichtenerzählen, Wörter waren immer schon Teil ihres Lebens.
Vom Schreiben allein kann Lucia Leidenfrost nicht leben
Die Suche nach den Wörtern ist ihr geblieben. Die 34-Jährige unterrichtet heute „Deutsch als Fremdsprache“ an einer Schule in Herrenberg. Denn noch kann die alleinerziehende Mutter vom Schreiben allein nicht leben.
Einen Erzählband hat sie veröffentlicht und mit „Wir verlassenen Kinder“ einen ersten, sehr erfolgreichen Roman, der es auf die Shortlist des Bloggerpreises für das beste Debüt 2020 geschafft hat. Eine Geschichte, die unter die Haut geht, erzählt Lucia Leidenfrost vom Schicksal der Kinder, die in einem Dorf zurückbleiben, weil die Eltern, um Geld zu verdienen, die Heimat verlassen.
In Ludwigsburg hat sie sich der Gefängnisse angenommen
Die Hoffnung auf ein besseres Leben, das sich nicht erfüllt, Menschen, die im Alter mit ihrer Vergangenheit hadern, Sehnsucht und Trauer sind Themen, die bereits ihren Erzählband „Mir ist die Zunge so schwer“ auszeichnen. Konsequenterweise hat sich Lucia Leidenfrost in ihrer Zeit als Ludwigsburger Stadtschreiberin wieder mit ähnlichen Aspekten von Schuld und Verantwortung befasst, indem sie sich der Gefängnisse der Stadt angenommen hat.
Das Stadtschreiber-Stipendium hat ihr den Rücken zum Schreiben und für die Recherche freigehalten. Sie hat Archive und Museen besucht, sich aber auch einfach treiben lassen, um ein Gefühl für Ludwigsburg und seine Bürgerinnen und Bürger zu bekommen. Entstanden ist so ein Text, der sich auf ganz unterschiedliche Weise mit dem Thema „Gefangenschaft“ beschäftigt.
Buchkritik Lucia Leidenfrost, David Misch und Amanda Lakser-Berlin – die 3 besten Debüts 2020
Jedes Jahr vergeben die Bloggerinnen von dasdebuet.de einen Preis für das beste Debüt des Jahres. Für Lesenswert stellt Bloggerin Bozena Badura ihre drei Favoriten von der diesjährigen Shortlist des Preises vor. Alle Titel machen sich gut unterm Weihnachtsbaum, sagt Bozena Badura.
Lucia Leidenfrost – Wir verlassenen Kinder
Kremayr & Scheriau, 192 Seiten, 19,90 Euro
ISBN: 978-3218012089
David Misch – Schatten über den Brettern
Verlag Duo tincta, 298 Seiten, 17;00 Euro
ISBN: 9783946086543
Amanda Lakser-Berlin – Elijas Lied
Frankfurter Verlagsanstalt, 256 Seiten, 22 Euro
ISBN 9783627002749