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Barbara Honigmann: Georg

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Vatergeschichte Nummer zwei: In ihrem 2004 erschienenen Buch „Ein Kapitel aus meinem Leben“ erzählte die Schriftstellerin Barbara Honigmann die Geschichte ihrer Mutter Litzy, die während des Zweiten Weltkriegs im englischen Exil den Doppelagenten Kim Philby kennenlernt und eine Ehe mit ihm eingeht.

Nun, 15 Jahre später, hat sich die in Berlin geborene und heute in Frankreich lebende Honigmann schreibend mit ihrem Vater auseinander gesetzt. Honigmann kreist um das Rätsel, das ihr Vater ihr ein Leben lang geblieben ist. Geboren 1903 in Wiesbaden in großbürgerlichen Verhältnissen als Sohn eines jüdischen Arztes. Absolvent der erst Jahrzehnte später berüchtigten Odenwaldschule, geisteswissenschaftliches Studium, danach eine journalistische Karriere und das Exil in England. Honigmann sucht nach den Wendepunkten, nach den Leerstellen und Mysterien im Leben ihres Vaters, nach den Gründen für den regen Frauenverschleiß, nach den Ursachen seiner sozialen Bindungsunfähigkeit.

Georg Honigmanns Biografie ist prototypisch für den Lebensweg eines assimilierten deutschen Juden im 20. Jahrhundert: Es ist das Schicksal eines Mannes, der zu einem Dauerheimatlosen geworden ist. 1984 ist Georg Honigmann gestorben. Die Tochter hat ihm eine beeindruckende Liebeserklärung nachgetragen.

Zur Autorin:

Barbara Honigmann, 1949 in Ost-Berlin geboren. Arbeitete als Dramaturgin und Regisseurin. 1984 Emigration mit der Familie nach Straßburg, wo sie noch heute lebt. Honigmanns Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. dem Heinrich-Kleist-Preis, dem Max-Frisch-Preis der Stadt Zürich, zuletzt 2018 mit dem Jakob Wassermann-Preis. Bei Hanser erschienen „Damals, dann und danach” (1999), „Alles, alles Liebe!” (Roman, 2000), „Ein Kapitel aus meinem Leben” (2004), „Das Gesicht wiederfinden” (2007), „Das überirdische Licht. Rückkehr nach New York” (2008), „Chronik meiner Straße” (2015) und „Georg” (2019).

Chronistin jüdischen Lebens in Deutschland Fünf gute Gründe, die Bücher von Barbara Honigmann zu lesen

Barbara Honigmann bekommt den Friedrich-Schiller-Preis – nur eins von vielen Argumenten für die Lektüre einer der bedeutendsten aktuellen deutsch-jüdischen Stimmen.

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