Der Ursprung dieses Buches ist eine zufällige Begegnung in einer Leipziger Kneipe. So behauptet es jedenfalls der Ich-Erzähler in Clemens Böckmanns „Was du kriegen kannst“. Eine Freundin des Ich-Erzählers erzählt von einer Frau, die sich ihr bei einem Gespräch auf verwirrende Weise geradezu hemmungslos offenbart habe. Diese Frau aus der Bar ist Uta Lothner, die (durchaus widersprüchliche) Heldin des Romans. Sie arbeitet in den frühen 1970er-Jahren als Möbelverkäuferin in ihrer Heimatstadt Zwickau.
Uta sieht gut aus, ist erlebnishungrig und Männerbekanntschaften nicht abgeneigt, kurz: eine ganz normale junge Frau, die in einem ganz und gar unnormalen, wenn auch grundspießigen Staat aufwächst. Im Jahr 1971 wirbt die Staatssicherheit Uta an, um rund um die internationalen Leipziger Messen Geschäftsleute und Besucher aus dem Westen auszuspionieren. Das funktioniert natürlich am besten, indem man mit ihnen schläft. Uta wird zur Sexarbeiterin und Agentin, die regelmäßig Berichte an ihre Kontaktleute abliefert, zugleich aber selbst immer unter Beobachtung steht.
Clemens Böckmann beleuchtet Utas Biografie aus unterschiedlichen Erzählperspektiven: Sein Ich-Erzähler zeigt die Uta der Gegenwart als prekäre Alkoholikerin. Uta selbst erzählt im umgangssprachlichen Jargon aus ihrem Leben. Und große Teile des Romans schließlich bestehen aus Aktenvermerken des Ministeriums für Staatssicherheit. In seinem mit dem Preis der Ponto-Stiftung ausgezeichneten Roman zeichnet Böckmann ein ambivalentes Bild: Ist Uta Täterin, Opfer oder beides? Was genau in diesem Buch erfunden und was in Archiven entdeckt wurde, bleibt bewusst unklar. Die historische Gerechtigkeit, die Uta widerfährt, liegt darin, dass ihre Geschichte erzählt wird.