Simone de Beauvoirs vierter, 1954 erschienener Roman, wurde im gleichen Jahr mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet, doch verweigerte die Autorin sich dem Rummel, der mit der Nominierung rund um den Preis verbunden war und ist. Grund dafür waren vor allem die Häme und die Ablehnung, die Simone de Beauvoir vier Jahre zuvor nach der Veröffentlichung von „Das andere Geschlecht“ entgegengebracht worden war.
Rund 1000 Seiten umfasst der Roman „Die Mandarins von Paris“, der nun in einer Neuübersetzung von Claudia Marquardt und Amelie Thoma vorliegt.
Es gibt drei Hauptfiguren: Den Philosophen Robert Dubreuilh, seine Frau Anne und den Publizisten Henri Perron. Die Autorin hat sich immer wieder gegen eine Interpretation von „Les Mandarins“ (so der Originaltitel) als Schlüsselroman gewehrt, doch sind die Ähnlichkeiten der drei Protagonisten zu de Beauvoir selbst, Jean-Paul Sartre und Albert Camus nicht von der Hand zu weisen, was den Wert des Buchs als fiktionales Kunstwerk nicht schmälert.
Was hier inszeniert wird, sind die Denkfiguren und Windungen dreier europäischer Intellektueller im Paris der Nachkriegszeit. Es geht um die Haltung der Linken zur Sowjetunion, aber auch um die Rolle der Frau in der Gesellschaft. Es wird sehr viel gesprochen, diskutiert, reflektiert. Die Außenwelt ist nicht mehr als Kulisse für die Schwierigkeiten der Figuren, in der neuen Weltordnung geistige und emotionale Ankerpunkte zu finden.