Die Neuauflage eines Klassikers aus dem Jahr 1932, übersetzt von Wolfgang Matz. Julien Green, in Paris geborener Sohn amerikanischer Eltern, eröffnet seinen Roman mit einer nächtlichen Szene am Ufer der Seine. Philippe, der Protagonist, streift in den Abendstunden gerne durch Paris. Er hört, wie zwei Menschen sich streiten, ein Mann und eine Frau. Philippe verfolgt die beiden aus einer unbestimmten Anziehung heraus. Der Mann wird handgreiflich; die Frau ruft nach Philippe, weil sie Hilfe braucht. „Er blieb reglos; durch sein ganzes Wesen ging ein Zögern, das nicht länger dauerte als ein Herzschlag, ihm jedoch schien es endlos. Vielleicht hatte er sich vor dieser Minute noch niemals erkannt. Seine auf dem Stein liegenden Hände lösten sich plötzlich, und er trat zurück.“ Er lässt die Frau im Stich und flieht.
„Treibgut“ ist der Roman einer existentiellen Krise. Seine Faszination, so schreibt Übersetzer und Herausgeber Matz im Nachwort, speise sich daraus, dass jedes topographische Detail der Stadt stimme und wiedererkennbar sei. Gleichzeitig aber lege Green die mythische, die visionäre Seite der Stadt frei. Dunkle Straßen, der dunkle Fluss, die aufgeladene Atmosphäre einer Metropole sind Faszination und Bedrohung zugleich. Paris glänzt in diesem Roman, aber nicht in strahlender Schönheit, sondern in einer sprachlich elaborierten, sinistren Atmosphäre.
Es gibt nicht viel Personal: Philippe ist mit Henriette verheiratet, die ihn betrügt, während seine Schwägerin Éliane ihn heimlich liebt. Man ist wohlhabend, aber müde durch und durch. So wird „Treibgut“ über Umwege doch zu einem Bild der Epoche.