Platz 6 (30 Punkte)

Aurora Venturini: Wir, die Familie Caserta

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Ein weiterer Fall einer nahezu vergessenen Autorin: Aurora Venturini, 1922 in La Plata geboren und 2015 in Buenos Aires gestorben, hat ein umfangreiches, aus Lyrik und Prosa bestehendes Werk hinterlassen. Sie war mit Eva Perón und Jorge Luis Borges befreundet, blieb als Schriftstellerin aber weithin unbekannt. In Argentinien gelang ihr der literarische Durchbruch im Alter von 85 Jahren mit dem Roman „Die Cousinen“, der im vergangenen Jahr mit dem Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Übersetzung bedacht wurde.

Jetzt hat ihr deutscher Verlag einen funkelnden Roman in deutscher Übersetzung nachgelegt; ein Buch, das im Original in den frühen 1990er-Jahren erschienen ist. Im Mittelpunkt steht Chela, ein junges Mädchen, das sich so gar nicht in die Konventionen und Gepflogenheiten ihrer Familie einpassen will und von dieser darum als „Tier“ bezeichnet wird. Das Essen mit Messer und Gabel lehnt sie ab, doch dafür verbringt Chela viel Zeit auf dem Dachboden des Familienlandsitzes mit der Lektüre erstklassiger Literatur. In ihrer Fantasie hat Chela sich einen eigenen Kosmos erschaffen, doch der soll ihr ausgetrieben werden.

Man schickt sie auf eine strenge Klosterschule, aus der sie ausbricht, um in die Welt zu gehen: Buenos Aires, Chile, Frankreich, Italien, das sind die Stationen des Bildungswegs einer hochbegabten Frau, die ihr Leben über Jahrzehnte hinweg rückblickend erzählt. Ein Leben und ein Denken, das vor allem von großen literarischen Vorbildern geprägt wurde.

Buchkritik Aurora Venturini – Wir, die Familie Caserta

In Aurora Venturinis Roman verschanzt sich die hochbegabte Chela am liebsten auf dem Dachboden. „Wir, die Familie Caserta“ ist ein gegen den Strich gebürsteter Bildungsroman, findet Eberhardt Falcke.

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