Diskutiert auf Platz 1 der SWR Bestenliste März 2024
Marlen Haushofer, geboren 1920, gestorben 1970, ist mit ihrem 1963 erschienenen Roman „Die Wand“ erst nach ihrem frühen Tod berühmt und zu einer wichtigen Figur weiblichen Schreibens geworden. Aber ist ihr tatsächlicher Rang bislang wirklich erkannt worden?
Daniela Strigl, Mitglied der Jury der SWR-Bestenliste, hat bereits im Jahr 2000 eine umfangreiche Biografie der oberösterreichischen Schriftstellerin vorgelegt. Die Tatsache, dass Haushofer erst jetzt eine kommentierte Werkausgabe erhält, hat Strigl im Gespräch mit dem SWR mit der weitgehenden Ignoranz der Literaturwissenschaft erklärt. Nun sind die gesammelten Werke in einem Schuber mit rund 2000 Seiten erschienen; darin enthalten sind die Romane und Erzählungen der Autorin. Beispielsweise Haushofers erster Roman „Eine Handvoll Leben“, in dem eine junge Frau ihren eigenen Tod vortäuscht, um den Fesseln ihrer Familie und ihrer Ehe zu entgehen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Oder auch „Die Mansarde“, ein Jahr vor Haushofers Tod erschienen; ein Werk, in dem die bereits schwer erkrankte Autorin die erstarrte Eheroutine einer Frau und Mutter darstellt und in dem der einzige Freiraum für das Denken die Mansarde des Hauses ist. Es sind stets beklemmende, bedrängte Situationen, deren Ursachen in den gesellschaftlichen Zuständen zu suchen sind.