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Zadie Smith: Betrug

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Die 1975 in London geborene Zadie Smith ist bereits mit ihrem gefeierten Debüt „Zähne zeigen“, erschienen im Jahr 2000, zu einem Superstar der internationalen Literatur geworden. Nun hat sie erstmals einen historischen Roman vorgelegt, und einen opulenten noch dazu: „Betrug“ handelt zunächst von einem realen und spektakulären Fall aus dem viktorianischen England. Im Jahr 1866 taucht ein Mann in London auf und behauptet, der seit Jahren verschollene Roger Tichborne zu sein. Der Sohn einer englischen Adelsfamilie war einst von seinen Eltern auf Reisen geschickt worden. Im Jahr 1858 verliert sich Tichbornes Spur. Es wird angenommen, dass er auf dem Seeweg nach Jamaika mit seinem Schiff untergegangen ist.

Der Mann, der sich nun als Roger Tichborne ausgibt, hat nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem filigranen, gebildeten Adeligen. Doch Tichbornes mittlerweile verwitwete, schwerreiche Mutter will in dem Hochstapler ihren Sohn wiedererkennen und akzeptiert ihn als Erben. Nach ihrem Tod im Jahr 1868 führt ihre Familie dann einen Prozess gegen den vermeintlichen Verwandten, der sich am Ende als ein aus Australien eingereister Metzger namens Arthur Orton entpuppt.

Diese hochkomische Geschichte verbindet Smith auf raffinierte Weise mit dem Schicksal eines Mannes namens Andrew Bogle, der einst als Sklave aus Jamaika nach England kam. Und mit einer gewissen Eliza Touchet, einer klugen, eigenständigen Frau, die in der patriarchalischen Ständegesellschaft um ihre Entfaltung kämpft. Historischer Roman? Ja, trotzdem ungemein gegenwärtig.

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Autor/in
SWR