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Sherko Fatah: Der große Wunsch

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Allein die Anfangsszene in Sherko Fatahs neuem Roman ist beklemmend: „Ich bin kein Tourist, dachte er, wie um sich davon zu überzeugen. Ich bin zu alt für Abenteuer in gottverlassenen Gegenden.“ Genau hier, und zwar im doppelten Wortsinn, ist Murad jedoch gelandet, im gebirgigen Grenzgebiet zwischen der Türkei und Syrien.

Murad ist kurz vor dem Zusammenbruch, am Rand der Erschöpfung. Sein Magen rebelliert. Er, der in Berlin lebende Intellektuelle, hat sich aufgemacht, um seine Tochter Naima zu suchen, die sich in Syrien mit einem Gotteskrieger verheiratet hat.

Während er sich auf den Weg macht, Naima zurückzuholen, gehen Murad die Gedanken durch den Kopf: Ist er möglicherweise mitverantwortlich für diesen Schritt seiner Tochter? Hat er ihr nicht genug zugehört? Hat er ihre Fremdheitsgefühle nicht ernst genug genommen? Hat er ihr nicht genug erzählt vom Herkunftsland seines Vaters, in dem Naima nun abgetaucht ist?

Sherko Fatah, 1964 in Ost-Berlin als Sohn eines irakisch-kurdischen Vaters und einer deutschen Mutter geboren, hat in seinen zahlreichen und vielfach ausgezeichneten Romanen unter Beweis gestellt, dass er ein Spezialist für die Darstellung eines sich radikalisierenden Bewusstseins ist.

Fatah beherrscht das rasante wie auch das hochreflektierte Erzählen, das einerseits eine spannende Handlung vorantreibt, zugleich aber auch ideologische Denkmuster sichtbar macht. Murad bekommt Audiofiles in die Hände, die möglicherweise von seiner Tochter stammen und aus dem Zentrum des Islamischen Staats stammen. So wird der große Wunsch zu einem Abenteuerroman und einer Identitätserkundung zugleich.

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Autor/in
SWR