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Wolf Haas: Eigentum

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Der 1960 in Maria Alm im Salzburger Land geborene Schriftsteller Wolf Haas ist vor allem mit seinen Romanen um den ehemaligen Inspektor und späteren Privatdetektiv Simon Brenner berühmt geworden. Neun Brenner-Krimis sind mittlerweile erschienen. Mit seiner unverwechselbaren Mischung aus lakonischem Witz, Wiener Schmäh und anarchischen Plots ist Haas nicht nur zum Kultautor geworden, sondern hat auch zahlreiche Literaturpreise erhalten.

„Eigentum“ dürfte nun das persönlichste Buch von Wolf Haas sein; eine Abschieds- und Erinnerungssuada an seine Mutter, begonnen noch zu deren Lebzeiten mit einem ehrgeizigen Ziel: Bis zum Tag der Beerdigung der Mutter muss der Roman fertig sein. „Eigentum“ ist trotz des klassischen Haas-Sounds ein tiefernst grundiertes Buch. Wechselweise kommen der Sohn und, in dialektal gefärbten Passagen, die Mutter zu Wort. Und so setzt sich aus fragmentarischen Erinnerungen und sprechenden Details ein zwar nicht vollständiges, aber in seinen Grundzügen doch erkennbares Leben zusammen.

Der Begriff des Eigentums ist gleich mehrfach besetzt: Zum einen hat die Mutter ihr Leben lang um Besitz gekämpft – und diesen dann wenigstens im eigenen Grab gefunden. Zum anderen aber stellt sich auch die Frage: Wem gehört ein Leben; wer verfügt darüber? Und wer hält die Kontrolle darüber in den Händen? Ein raffiniertes kleines Buch, in dem sich einer die Trauer vom Leib hält.

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Autor/in
SWR