Percival Everett, Jahrgang 1956 und Professor an der University of Southern California, hatte in den USA bereits mehr als 20 Romane veröffentlicht, als sein 2020 erschienenes Buch „Telephone“ für den Pulitzer Prize nominiert wurde. In Deutschland unter dem Titel „Erschütterung“ erschienen, war der Roman auch hierzulande eines der gefeierten Werke des vergangenen Jahres. Everetts neuer Roman „Die Bäume“ wiederum stand 2022 auf der Shortlist für den Booker Prize.
Wie auch in „Erschütterung“ hat Everett in „Die Bäume“ eine Krimihandlung integriert, die jedoch nur eine Folie ist für sich darin spiegelnde gesellschaftliche Phänomene. In einer Kleinstadt in Mississippi werden drei Tote gefunden: Zwei davon sind weiß und sehr dick; der dritte ist schwarz und dünn. Der Sheriff der Gemeinde, ein Weißer, will den Fall möglichst schnell abschließen, doch das FBI folgt diesem Wunsch nicht und schickt eine Gruppe von Spezialistinnen und Spezialisten in die Kleinstadt, um der Sache auf den Grund zu gehen. Bald stellt sich heraus, dass der Mord in Verbindung stehen muss mit einem 50 Jahre zurückliegenden Verbrechen, bei dem im Jahr 1955 ein 14-jähriger Afroamerikaner gelyncht wurde.
Dieses Ereignis hat tatsächlich stattgefunden. Für Percival Everett ist es der Anlass für ein gewagtes Unternehmen, das auf staunenswerte Weise aufgeht: Er erzählt von Rassismus und Ungerechtigkeit in Form einer bitterbösen Komödie, spart nicht an Zynismus und teilt dabei auch noch mächtig gegen den zu diesem Zeitpunkt amtierenden Präsidenten aus, der sich nicht den Namen seiner Ehefrau merken kann. Melania heißt sie, nur zur Erinnerung.