Marc Sinan wurde 1976 als Sohn einer türkisch-armenischen Mutter und eines deutschen Vaters in Bayern geboren. Sinan ist Komponist und Gitarrist. Bereits in seinem musikalischen Werk hat er sich intensiv mit dem türkisch-armenischen Verhältnis, dem Völkermord und den Konsequenzen dieser Verbrechen bis in die Gegenwart auseinandergesetzt.
„Gleißendes Licht“ ist der Titel eines von Sinan komponierten Oratoriums; nun hat er seinen gleichnamigen Debütroman vorgelegt. Der Protagonist heißt Kaan, und seine biografischen Daten sind denen des Autors selbst ähnlich. Kaans Name ist seinen Mitschülern Anlass für Spott und Häme, doch wird es zu viel, dann kommt seine resolute Mutter und stellt die Ordnung wieder her. Der Ton des Romans ist frisch und ironisch, trotz der gewichtigen Themen, die nach und nach in das Buch einsickern. Sinan wechselt ständig die Zeitebenen: Auf der einen das Aufwachsen des fleißigen und musikalisch begabten Jungen, der seinen Weg geht. Auf der anderen gibt es historische Rückblenden in die türkische Vergangenheit zu lesen, die immer mit der Geschichte von Kaans Familie verbunden sind.
Es ist eine ungewöhnliche Mischung der literarischen Tonlagen, die Marc Sinan hier zu einem Panorama verdichtet: mal Schelmenroman, mal autofiktionale Erinnerung, dann wieder die Schilderung von Gräueltaten. Und hinter allem immer die Fragen: Wie lässt sich das zusammendenken? Und wie wirkt all das in die Gegenwart fort?