Ein neuer Roman von Bret Easton Ellis ist naturgemäß ein Ereignis. Das liegt allein schon daran, dass der Skandal- und Starautor sich zwischen seinen Büchern immer viel Zeit gelassen hat. „Imperial Bedrooms“, der Vorgänger von „The Shards“, liegt dreizehn Jahre zurück; zwischendurch veröffentlichte Bret Easton Ellis den ausgezeichneten und sehr komischen Essayband „Weiß“, in dem er von seiner Kindheit und Jugend zwischen Comic- und Pornokonsum erzählte und sich darüber beklagte, dass die omnipräsente Öffentlichkeit heute kein Leben mit Geheimnissen mehr erlaubt.
Mit „The Shards“ erscheint nun ein rund 700 Seiten dicker Roman, der bereits als düsteres Meisterwerk gefeiert wird. Wir befinden uns im Jahr 1981, und der 17-jährige Bret, die Hauptfigur des Romans, geht auf eine High School in Los Angeles, auf die die Schönen und Reichen ihre Kinder schicken. Bret lebt allein in einer Villa oberhalb von L.A.. Seine Eltern sind in Europa. Mit unvergleichlicher Präzision beschwört Bret Easton Ellis die Stimmung dieser Epoche herauf, zeichnet ein Milieu in all seinen Details, Moden, Musikvorlieben und Snobismen – selbstverständlich auch in all seiner Verlogenheit, wobei die Affirmation, wie stets bei diesem Autor die an die Leserschaft gerichtete Provokation darstellt.
Mit Robert taucht ein neuer Mitschüler auf, der auf Bret eine große Faszination ausübt – bis ein Serienmörder der heiteren Clique immer näherkommt. Ganz leise schleichen sich in die glamouröse Welt die Angst und die Paranoia ein. In der Tat waren in den späten 1970er- und frühen 1980er-Jahren mehr als ein Dutzend Serienmörder in Kalifornien zugange. „The Shards“, die Scherben – das ist ein Roman über den Verlust von Unschuld. Auch wenn diese Unschuld immer eine Illusion war.