Vor sechzehn Jahren veröffentlichte der amerikanische Schriftsteller Cormac McCarthy seinen Roman „The Road“, ein Welterfolg, der auch mit dem Pulitzer Preis für Literatur ausgezeichnet wurde. Bis dahin galt McCarthy, Jahrgang 1922, als der wahrscheinlich unbekannteste unter den großen amerikanischen Gegenwartsautoren. Er lebt zurückgezogen in New Mexico, gibt keine Interviews und tritt auch so gut wie nie öffentlich auf.
Nun hat Cormac McCarthy kurz vor seinem 90. Geburtstag gleich zwei neue Romane veröffentlicht, über die in den USA schon seit Jahren Gerüchte kursierten. In Deutschland erscheinen die beiden Bücher zeitgleich mit den amerikanischen Originalausgaben. In der „Der Passagier“ und „Stella Maris“ erzählt McCarthy von einem Geschwisterpaar, von Wissenschaft, Wahnsinn und der Schuld des 20. Jahrhunderts.
„Der Passagier“, der neue Roman, eröffnet mit einer gespenstischen winterlichen Szene, in der eine junge Frau in den Wäldern von Wisconsin erhängt aufgefunden wird. Nach dieser Exposition entwickelt „Der Passagier“ sich zu einem typischen McCarthy-Roadmovie: Bobby Western, Tiefseetaucher mit Tiefenangst, fühlt sich nach der Bergung eines abgestürzten Flugzeugs von obskuren Organisationen verfolgt und bricht, voll von Trauer über den Tod seiner geliebten Schwester, zu einer Reise über den Kontinent auf, auf der er sich mit seiner Familiengeschichte auseinandersetzt.
McCarthys Alterswerk ist ein hochkomplexes, zerklüftetes und düsteres Buch über Schuld, Wissenschaft, Liebe und die großen Katastrophen des 20. Jahrhunderts.