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Abdulrazak Gurnah: Ferne Gestade

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In Deutschland herrschte überwiegend Schulterzucken, als bekannt gegeben wurde, dass der 1948 in Sansibar geborene und in England lebende Abdulrazak Gurnah mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet werden würde. Man kannte ihn so gut wie gar nicht; seine Bücher waren bislang kaum ins Deutsche übersetzt worden. Mit „Das verlorene Paradies“, einem Roman aus dem Jahr 1994, hat der Penguin Verlag im vergangenen Jahr einen Neuanfang gestartet; nun folgt der im Original 2001 erschienene Roman mit dem etwas altmodisch anmutenden Titel „Ferne Gestade“.

Das Buch beginnt mit einer Ankunft am Londoner Flughafen Gatwick: Ein etwa 60-jähriger Mann aus Tansania bittet um Asyl. Er gibt vor, kein Englisch zu sprechen; er kommt zunächst in ein Aufnahmelager und erhält eine eigene kleine Wohnung.

Bald schon deutet sich an, dass jener Rajab Shabaan, wie er sich nennt, ein Geheimnis mit sich trägt und dass er nicht derjenige ist, für den er sich ausgibt. Als dann ein gewisser Latif Mahmud, der zweite Protagonist des Romans auf den Plan tritt, kommt Dynamik in die Geschichte: Ist Rajab Shabaan Mahmud, wie er tatsächlich heißt, Latifs Vater? Oder hat er sich nur dessen Namen angeeignet?

Aus zwei unterschiedlichen Perspektiven, in Rückblenden und Erinnerungen, konstruiert Gurnah eine raffinierte Erzählung, in der Fremdheitserfahrungen, Nachwirkungen der Kolonialherrschaft und eine persönliche Tragödie miteinander verknüpft sind.

Literatur Der tansanische Autor Abdulrazak Gurnah erhält den Literaturnobelpreis 2021

Der Nobelpreis für Literatur 2021 geht an den tansanischen Schriftsteller Abdulrazak Gurnah "für seine kompromisslose und mitfühlende" Darstellung "der Folgen des Kolonialismus", so der Ständige Sekretär der Schwedischen Akademie, Mats Malm, bei der Bekanntgabe

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SWR