Noch ahnt keiner der Bewohner einer Kommunalka, einer russischen Gemeinschaftswohnung, dass der 11. März 1985 dereinst als historisches Datum gelten wird, als Zeitenwende und Ende der Sowjetunion. Die Zukunftsmusik, die dem neuen Roman der russisch-armenischen, in Berlin lebenden Autorin Katerina Poladjan den Titel gibt, ist Chopins Trauermarsch, der aus allen sowjetischen Radios erklingt und den Tod des Parteichefs Tschernenko verkündet.
Poladjan macht aus dem historischen Epochenwechsel ein elegantes, leichthändiges Capriccio, funkelnd zwischen Ernsthaftigkeit und skurrilen Kapriolen, das sich seine Erzählweisen und Tonlagen mit verspieltem Übermut aus der ganzen russischen Literatur zusammenborgt, von Tolstoj bis Gogol.