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Jenny Erpenbeck: Kairos

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Jenny Erpenbeck, so hat sie es in einem Interview gesagt, habe stets Schwierigkeiten damit gehabt, über die DDR zu sprechen oder zu schreiben. Erst mit zeitlicher Distanz sei ihr das überhaupt möglich gewesen. Die 1967 in Ost-Berlin geborene Schriftstellerin führt in „Kairos“ eine augenfällige Parallele zwischen dem untergegangenen DDR-Staat und der im Roman erzählten Liebesbeziehung vor Augen: Es ist das falsche, täuschende Sprechen, es sind die Mechanismen der Verstellung und Falschheit, von denen Staat und private Beziehungen gleichermaßen geprägt waren.

Im Jahr 1986 lernen sich Hans und Katharina kennen. Er ist geboren im Jahr von Hitlers Machtübernahme, sie im gleichen Jahr wie die Autorin selbst. Ein deutliches Altersgefälle also. Die beiden beginnen ein Verhältnis. Katharina blickt auf zu Hans, der sie ernstnimmt und ihr das Gefühl gibt, der Jugend entkommen und in eine neue Lebensphase eingetreten zu sein. Zugleich aber bestimmt er auch ihr Leben auf nicht sehr faire Weise. Hans ist verheiratet und denkt nicht daran, seine Frau zu verlassen.

Der „Kairos-Moment“, der eine geglückte Augenblick, der sich ereignete, als Hans und Katharina sich in einem Bus begegneten, geht über in eine über sechs Jahre währendes Auf und Ab, das Katharina erst nach dem Tod des Liebhabers vollständig durchdringt. Sie liest nicht nur alte Briefe und Tagebucheinträge, sondern erfährt auch von seiner Stasi-Akte. Am Ende ist der Staat untergegangen, und es gibt mehr Fragen als Antworten. Die deutsche Geschichte und deren psychosoziale Implikationen sind in den eindrucksvollen Roman eingewoben.

Renommierter Literaturpreis für DDR-Roman Für „Kairos“: International Booker Prize 2024 geht an Jenny Erpenbeck

Jenny Erpenbeck gewinnt mit ihrem 2021 erschienen Buch „Kairos“ den wichtigen internationalen Literaturpreis. Im Ausland hat die ostdeutsche Autorin eine große Fangemeinde.

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