In der österreichischen Gemeinde Rechnitz, gelegen im Burgenland unmittelbar an der Grenze zu Ungarn, ereignete sich im März 1945 das so genannte Massaker von Rechnitz, bei dem etwa 200 jüdische Zwangsarbeiter von der SS ermordet wurden. Die Toten wurden von eigens dafür zurückgehaltenen Zwangsarbeitern vergraben, die im Anschluss ebenfalls erschossen wurden.
Die Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek hat im Jahr 2008 ein Stück über die Ereignisse geschrieben; nun hat Eva Menasse einen umfangreichen Roman vorgelegt, dessen dunkles Zentrum das Massaker ist – ohne dass davon explizit die Rede ist.
Im Sommer 1989 kommt Bewegung in die fiktive Kleinstadt Dunkelblum: Über Jahrzehnte hinweg hatte man sich hier in einem historischen Dämmerschlaf befunden. Mit der vermeintlichen kommunistischen Bedrohung im Rücken hatten die Bewohner sich arrangiert. Ansonsten wurde in Dunkelblum Wein angebaut und geschwiegen.
Doch nun kommt hier ein Mann an, der sich im Hotel einquartiert, durch die Gemeinde läuft und beginnt, Fragen zu stellen.
Die Spurensuche in der Stadtchronik verpackt Eva Menasse in einen klassischen Dorfroman, der sich vor allem durch ein geschickt und dicht gewobenes Netz von Figuren, Interessen, Abhängigkeiten und Ängsten auszeichnet. Martin Pollacks „Kontaminierte Landschaften“ ist ein weiterer Referenztext.