Die Verbindung von Luiselli zu Juan Pablo Villalobos
Der mexikanische Schriftsteller Juan Pablo Villalobos ließ in seinem Buch „Ich hatte einen Traum“ Kinder und Jugendliche aus Guatemala, Honduras oder El Salvador zu Wort kommen, die eine lange, beschwerliche und gefährliche Reise auf sich genommen haben, um im Land der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten ihr Glück zu finden. Geflohen sind sie vor Mord, Bandenkriminalität und Perspektivlosigkeit.
Es gibt eine unübersehbare, wenn auch unausgesprochene Verbindung zwischen diesem Buch und Valeria Luisellis Roadtrip „Archiv der verlorenen Kinder".
Urlaubsreise hier, Flucht dort
Eine mexikanische Journalistin bricht von New York aus gemeinsam mit ihrem Mann auf zum Sommerurlaub quer durch die USA. Auf dem Rücksitz sein Sohn und ihre Tochter, zehn und fünf Jahre alt.
Draußen zieht die Landschaft vorüber, kurios und öde, schön oder auch abweisend; im Autoradio häufen sich die Meldungen von eben jenen aus Mittelamerika in Richtung USA strebenden Jugendlichen.
Luisellis Roman hat einen autobiografischen Hintergrund
Der Hintergrund des Romans ist autobiografisch. Die in Mexiko City geborene Valeria Luiselli hat diese Reise tatsächlich vor einigen Jahren unternommen.
Doch ihr „Archiv der verlorenen Kinder“ ist weit mehr als nur eine Schilderung eigener Betroffenheit: Durch geschickte Perspektivwechsel gelingt es Luiselli, Archivmaterial und konträre Beobachtungen aus diversen Blickwinkeln zu einem Panorama von Grenzerfahrungen, Fluchtbewegungen und Identitätserkundungen zu verdichten.