Wissenschaftlich und ganz nüchtern betrachtet ist Salz ein kristalliner Feststoff: Natriumchlorid, auch Kochsalz genannt. Für Menschen und Tiere gilt er als der wichtigste Mineralstoff. Ist der Salzhaushalt aus dem Gleichgewicht gebracht, etwa nach einer Magen-Darm-Grippe, muss er rasch wieder aufgefüllt werden. Etwa sechs Gramm decken den Tagesbedarf eines Menschen.
- Salz im Sprachgebrauch
- Salz in der Kunst
- Salz in der Literatur
- Salz in Natur und Umwelt
- Salz in der Geschichte
Salz im Sprachgebrauch
Im alltäglichen Leben begegnet einem Salz am ehesten in der Küche, im Winter eventuell auch auf der Straße gegen Glatteis. Aber dass der Stoff „Salz“ auch im Sprachgebrauch immer wieder eine Rolle spielt, wird den meisten wohl erst bei genauerer Betrachtung auffallen.
Zu den häufigsten Redewendungen gehören etwa „Salz in die Wunde streuen“, was bedeutet, eine Sache noch schlimmer zu machen oder „zur Salzsäule erstarren“, also fassungslos zu sein, oder aber das „Salz in der Suppe“, das eine Sache noch vervollständigt. Es gibt auch ein ganz ähnliches Sprichwort, aber mit genau gegenteiliger, nämlich negativer Bedeutung: Wer jemandem „die Suppe versalzt“, vermiest dieser Person eine Sache.
Auch geläufig ist die Tradition beim Einzug in ein neues Haus, Brot und Salz mitzubringen. Es sind die Lebensmittel, die nie ausgehen sollen. Das Sprichwort dazu: „Brot und Salz, Gott erhalt’s“.
Ist das Essen versalzen, steht schnell die Frage im Raum: „War der Koch verliebt?“. Zu diesem Thema haben Wissenschaftler des Bremerhavener Technologie-Transfer-Zentrums vor mehr als fünf Jahren zwei interne Studien gemacht und versucht, die Redewendung wissenschaftlich zu erklären. Zwar veröffentlichten sie die Studien nicht, da sie nur mit wenigen Probanten durchgeführt wurden, fanden dabei aber heraus, dass sich bei den verliebten Köchen die Hormone Testosteron und Oxytocin so veränderten, dass sie das Geschmacksempfinden des Körpers auf den Kopf stellten.
Andere erklären sich das versalzene Essen durch verliebte Köche so: Der Koch ist nicht mehr konzentriert, hängt Träumereien hinterher und schüttet einfach unachtsam zu viel Salz ins Essen. So oder so spielt das weiße Gold in der Sprache wieder einmal eine große Rolle.
Salz in der Kunst
In der Ausstellung „Kristallinstallationspunkte – Salz und Zucker in der Kunst“ widmen sich fünfzehn Künstlerinnen und Künstler den Werkstoffen in Boden- und Wandarbeiten, Fotografien, Installationen, Videos und Performances. Zum einen geht es darum, wie man den Stoff künstlerisch nutzen kann – ob flüssig, fest oder gepresst – und welche Kunstwerke man dann daraus erschaffen kann.
Takaya Fujii macht Bücher haltbar, indem sie sie in Salzlauge kristallisiert, Helga Franz verfolgt Kristallisationsprozesse in verschiedenen Materialien und der niederländische Künstler Kees de Vries überdeckt Körper und Gegenstände mit Salz, um sie in ein schönes, weißes Kleid, zu hüllen, das rein und unberührt wirkt. Die symbolische sowie politische Bedeutung von Salz kommt in einem Video von Johanna Strobel über Salzwüsten zum Tragen.
Salz in der Literatur
Auch in der Literatur spielt Salz immer wieder eine Rolle. Thomas Strässle hat in seinem Buch „Salz: Eine Literaturgeschichte“ Salz in verschiedene Kategorien wie „Beziehungssalze“, „Körpersalze“, „Sprachsalze“, Glaubenssalze“ oder „Natursalze“ unterteilt.
Zum Einstieg zitiert er etwa die beiden Grimmschen Märchen „Die Gänsehirtin am Brunnen“ und „Die Prinzessin Mäusehaut“, in denen die weißen Kristalle eine tragende Rolle spielen. In letzterer Erzählung will der König wissen, welche Tochter ihn am liebsten hat:
Ein großes Missverständnis, denn die Tochter betrachtete das Salz als wertvoll, der König hingegen als negativ und schlecht. Dem König werden erst die Augen geöffnet, als er eine salzlose Speise vorgesetzt bekommen hat und merkt, dass ein Essen ohne Salz nach nichts schmeckt.
Das Märchen von der „Gänsehirtin am Brunnen“ ist ähnlich aufgebaut,: Auch hier geht es um die Gunst des Vaters. Nur wird in diesem Märchen Salz mit Salz vergolten: „Wenn du mich so liebst als Salz, so soll deine Liebe auch mit Salz belohnt werden“, sagt der Vater zu seiner Tochter.
Laut Strässle wird Salz in der Literatur immer wieder aufgegriffen. So seien auch nur salzige Tränen echte Tränen, beispielsweise im „Zauberberg“ von Thomas Mann, wo es „dies alkalisch salzige Düsenprodukt“ heißt, oder in William Shakespeares Werken.
Auch Johann Wolfgang von Goethe benutzt Salz in seinem Versepos „Hermann und Dorothea“, um zu beschreiben, dass wahre Freundschaft Zeit braucht. So schreibt er:
Jean Paul nennt eine seiner Figuren einen „Mann von Salz“ oder führt als Stilbegriff des „komischen Salzes“ in die Literatur ein.
Salz in Natur und Umwelt
Nicht nur künstlerisch und literarisch ist Salz wertvoll, auch in der Natur ist es ein wichtiger Bestandteil. Meerwasser ist aufgrund der gelösten Salze dichter als Reinwasser. Dies hat große Auswirkungen auf das globale Klima, da es für ein weltumspannendes System von Meeresströmungen und somit für einen Temperaturausgleich auf der ganzen Erde sorgt.
Ein spektakuläres Naturphänomen ist auch die Salar de Uyuni in Bolivien. Sie gilt als größte Salzwüste der Welt. Salztonebenen, sogenannte Salzwüsten werden in Gebieten mit hohem Salzgehalt gebildet, in denen das Wasser verdunstet und das Salz an die Oberfläche gelangt.
Auch wenn Baden-Württemberg keine gestandene Salzwüste vorweisen kann, verfügt das Bundesland über enorme Salzvorkommen. Sie haben sich im mittleren Muschelkalk vor rund 240 Millionen Jahren gebildet und reichen vom nordwestlichen Bayern bis zur Schweizer Grenze.
Das größte Steinsalzbergwerk Westeuropas befindet sich etwa in Heilbronn und versorgt im Winter den gesamten süddeutschen Raum mit Auftausalz, dessen größte Abnehmer Streudienste und Industrie sind.
Salz in der Geschichte
Seit jeher war Salz ein begehrter Stoff. Bereits bei den Hochkulturen der Babylonier, Sumerer und Ägypter diente es nicht nur als Gewürz, sondern auch zur Konservierung von Nahrung. Die Ägypter mumifizierten mithilfe des weißen Golds sogar ihre Verstorbenen. Gewonnen wurde das Salz aus dem Meer oder aus Salzwüsten.
Bei den Römern diente es sogar als Zahlungsmittel, daher auch der Begriff „Salär“. Über die Salzstraße Via Salaria, die von der Adriaküste über die Apenninen nach Rom führte , wurden die wertvollen Kristalle dann in andere Regionen des Reiches transportiert.
Die Kelten galten als Meister der Salzgewinnung, denn sie hatten ausgefeilte Methoden dafür. Die ersten Salzsiedereien entstanden um 280 v. Chr. in Schwäbisch Hall. Das aus der Saline gewonnene Salzwasser wurde in Holzöfen so lange gekocht, bis sich Salzkristalle bildeten. Daher stammt die Bezeichnung Kochsalz.
Im Mittelalter entwickelten die Salzsieder neue Verfahren. Wasser wurde nun direkt in die Hohlräume im Salzgestein gefüllt und oberirdisch gesiedet. Insbesondere der Adel und Klöster profitierten durch Steuern und Zölle, später auch Städte, Kaufleute und Handwerker.