1949, im Jahr 1 nach Gründung des israelischen Staates. In der Negev-Wüste wird ein Beduinenmädchen von israelischen Soldaten vergewaltigt und getötet. 50 Jahre später begibt sich eine junge Palästinenserin auf Spurensuche. Adania Shiblis Roman "Eine Nebensache" ist eine kunstvolle Reflexion über die Frage, was Literatur kann angesichts von Unrecht und historischem Schweigen.
Gespräch | Frankfurter Buchmesse 2023 Palästinensische Autorin Adania Shibli ausgeladen
Sie war die anwesende Abwesende auf der Frankfurter Buchmesse: die palästinensische Autorin Adania Shibli. Eigentlich hätte sie auf der Messe den diesjährigen LiBeraturpreis für ihren Roman „Eine Nebensache“ erhalten sollen. Außerdem waren Diskussionsveranstaltungen mit ihr geplant.
Doch nach dem schockierenden Überfall der Hamas auf Israel fanden einige Kritiker, dass die Auszeichnung einer israelkritischen Palästinenserin auf der Messe nicht erträglich sei. Trotz positiver Rezensionen und Solidarität mit Shibli aus der internationalen Buchwelt wurde die Preisverleihung verschoben. Verlage aus Indonesien, Malaysia und den arabischen Ländern sagten daraufhin ihre Teilnahme an der Messe ab. Der PEN Berlin organisierte spontan eine aufsehenerregende Lesung aus Shiblis Roman.
Der Arabist Günther Orth hat „Eine Nebensache“ übersetzt. Im Gespräch mit Katharina Borchardt ordnet er die Vorwürfe ein und berichtet von der Stimmung auf der Frankfurter Buchmesse.