Dokumentarfilmer Stephan Lamby hatte den damaligen Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble 2015 für eine ausführliche Fernsehdokumentation der Euro-Krise begleitet. Mit Schäuble sei ein intellektueller Politiker gestorben, sagt Lamby im Gespräch mit SWR2.
Abschied von einem intellektuellen Politiker
„Das Werk dieses herausragenden Staatsmannes und Menschen wird Bestand haben.“ So würdigte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) den früheren Bundestagspräsidenten und Bundesminister Wolfgang Schäuble, der am Dienstag im Alter von 81 Jahren gestorben ist.
Schäuble sei eine Persönlichkeit, die Deutschland in einer entscheidenden Phase nach dem Fall der Mauer gestaltet habe, urteilt Stephan Lamby bei SWR2. Als Finanzminister prägte Schäuble die deutsche Politik während der Wirtschaftskrise.
Zeitgenossen Zum Tod von Wolfgang Schäuble - „Vater des Einheitsvertrags“
Am 26.12.2023 verstarb der frühere Präsident des Deutschen Bundestages Wolfgang Schäuble. Er gilt als „Vater des Einheitsvertrags". Zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit 2020 hat Schäuble im SWR2 Zeitgenossen-Gespräch auf diese Zeit zurückgeblickt.
Damals plante Schäuble, das finanziell strauchelnde Griechenland vorübergehend aus der Eurozone zu drängen. „Gott sei Dank ist er damit gescheitert“, so Lamby rückblickend, „denn Griechenland hat sich mittlerweile ganz gut erholt.“
Obwohl er weder Kanzler noch Bundespräsident wurde, habe Schäuble in der deutschen Politik eine entscheidende Rolle gespielt – zuletzt als er für die Bundestagswahl 2021 Armin Laschet gegen Markus Söder als Unions-Kanzlerkandidaten durchgesetzt habe, so Lamby: „Das haben ihm viele in der CSU übel genommen, in der CDU haben es ihm viele bis heute zugutegehalten.“
Wolfgang Schäuble zu Gast bei SWR2 Zeitgenossen
Zeitgenossen Wolfgang Schäuble: „Die Grundidee zum Einheitsvertrag stammt von mir“
Wolfgang Schäuble gilt als „Vater des Einheitsvertrags“. Im Jahr 1990 hat er das Dokument für die Bundesrepublik ausgehandelt und am 31. August 1990 unterschrieben. Damit feiert der Vertrag, genau wie die Wiedervereinigung, in diesem Jahr 30. Geburtstag
Wolfgang Schäuble: Stationen einer Politikerkarriere
22.12.1999 Merkel und Schäuble: Kohl soll Spender nennen!
22.12.1999 | CDU-Spendenaffäre (3) | Helmut Kohl will die Namen der Spender nach wie vor nicht nennen, er habe ihnen schließlich sein Ehrenwort gegeben. Das bringt die CDU zunehmend in Bedrängnis, sie beginnt, sich von ihrem Ehrenvorsitzenden abzusetzen. Aufsehen erregt ein Artikel von Generalsekretärin Angela Merkel, die in der FAZ deutliche Worte findet. Die von Kohl verantworteten Vorgänge haben der Partei Schaden zugefügt, schreibt sie. Die CDU müsse sich auf eine Zukunft ohne Kohl einstellen. Sie müsse sich wie jemand in der Pubertät von zu Hause lösen und eigene Wege gehen. Am selben Tag, dem 22. Dezember 1999, trifft sich das CDU-Präsidium und fordert Kohl geschlossen auf, Klartext zu reden.
20.3.2000 Wolfgang Schäuble: Angela Merkel soll CDU-Chefin werden
20.3.2000 | Nach dem Rücktritt Helmut Kohls nach der verlorenen Bundestagswahl 1998 wurde Wolfgang Schäuble CDU-Parteichef – und er wäre wohl auch Kanzlerkandidat der Union geworden, hätte es nicht die CDU-Spendenaffäre gegeben. Diese hatte auch Schäuble belastet. Das war ihm auch selbst bewusst. Am 20. März 2000 verkündet er, dass Angela Merkel, damals Generalsekretärin, ihn ablösen und neue Parteichefin werden solle.
Drei Monate zuvor hatte Angela Merkel in einem Gastbeitrag in der FAZ ihrer Partei nahegelegt, sich von ihrem Ehrenvorsitzenden Helmut Kohl zu emanzipieren.
12.10.1990 Attentat auf Wolfgang Schäuble
12.10.1990 | 1990 war Wolfgang Schäuble Innenminister. Es ist der 12. Oktober, die Wiedervereinigung liegt gerade eine gute Woche zurück, die ersten gesamtdeutschen Bundestagswahlen stehen im Dezember bevor. Wolfgang Schäuble ist auf einer Wahlkampfveranstaltung in seinem Wahlkreis in der badischen Ortenau, als ein Mann zwei Schüsse auf ihn abfeuert. Schäuble wird lebensgefährlich verletzt. Am nächsten Morgen berichtet der Südwestfunk.