Zentraler Gedenkstätte für „NS-Opfer“ in Mainz droht das Aus

Zukunft ungewiss: Fehlende Finanzierung für das Mainzer „Haus des Erinnerns“

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Autor/in
Imogen Voth

Die Einrichtung „Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz“ ist zentraler Gedenkort für Opfer des Nationalsozialismus in Mainz. Bislang wurde das Haus durch Bundesmittel finanziert, doch für 2025 fehlen die Zusagen aus Berlin. Sollte die Stadt Mainz nicht einspringen, droht der Einrichtung das Aus.

Seit 2015 gibt es die Stiftung „Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz“ in Mainz. Mitten in der Innenstadt hat sie ihren Sitz in einem von allen Seiten leicht einsehbaren Pavillon. Darin finden kleine Ausstellungen und Seminare statt, unter anderem zum Thema „NS-Opfer“.

Viel junges Publikum

„Alleine im Jahr 2023 hatten wir 40 öffentliche Abendveranstaltungen, mit über 1700 Teilnehmern und dank unserer Multimediabewerbungen kommen immer verschiedene Altersgruppen. Zusätzlich gibt es noch Bildungsangebote. 2023 hatten wir über 100 Gruppen, also über 3000 Jugendliche, die bei uns im Haus waren und an Workshops teilgenommen haben. Das Haus ist jeden Tag voll mit jungem Publikum,“ sagt der Leiter des Hauses, Hans Berkessel.

Haus des Erinnerns Mainz
Mainzer Haus des Erinnerns

Das Team um Hans Berkessel forscht unter anderem auch über jüdische und politische Opfer der NS-Zeit. Die Ergebnisse werden in einer kleinen Buchreihe namens „Erinnerungskultur und Demokratie“ veröffentlich. Zwei feste Mitarbeiter und etliche Freie stemmen die Arbeit.

Keine festen Zusagen auf Bundesebene

Bislang bekam die Stiftung Gelder aus Bundesmitteln, aber feste Zusagen gebe es für die Zukunft nicht auf Bundesebene, erklärt Hans Berkessel. Allerdings gilt das Haus des Erinnerns als zentrale Gedenkstätte der Stadt Mainz. „Wir sind seit Langem mit dem Stadtvorstand im Gespräch, auch mit dem Oberbürgermeister und dem Finanzdezernenten.

Zu wenig Anerkennung

140000 Euro würden den Fortbestand bis Ende nächsten Jahres garantieren. Immerhin hat die Stadt nun zugesagt, die ersten drei Monate des kommenden Jahres zu finanzieren. Aber das sei nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, beklagt Hans Berkessel.  

„Es genügt nicht, in wunderbaren Erinnerungsreden bei jeder passenden Gelegenheit das „Haus des Erinnerns“ zu erwähnen. Es steht jetzt auch in der Präambel des Entwurfs zur neuen Koalition im Stadtrat mit drin. Aber das bleibt alles unverbindlich.

Die Kernarbeit, die in der Öffentlichkeit nicht so präsentabel ist, die aber langfristig nachhaltig wirkt, die wird zwar immer wieder gewürdigt, aber nicht anerkannt, wenn es darum geht, die Gelder zur Verfügung zu stellen.“

Verantwortung bei der Stadt

Hans Berkessel sieht die Stadt in der Verantwortung. Das „Haus des Erinnerns“ sei allein aufgrund eines Stadtratsbeschlusses entstanden. Die Stadt Mainz habe bisher auf die Bitte nach einer Stellungnahme nicht reagiert. Das mag auch mit dem Haushaltsentwurf für 2025 zusammenhängen, der gerade diese Woche dem Stadtrat vorgelegt wurde.

Dieser sieht massive Sparmaßnahmen in allen Bereichen des öffentlichen Lebens vor. Am Ende bleibt trotzdem ein Minus. Erst Ende Januar muss der Stadtrat den Haushalt beschließen, bis dahin müssen Hans Berkessel und sein Team um den Fortbestand des „Hauses des Erinnerns für Demokratie und Akzeptanz“ bangen.

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