Die Journalistin Maryna Zolatava aus Belarus wurde in Schorndorf mit dem internationalen Johann-Philipp-Palm-Preis für Meinungs- und Pressefreiheit ausgezeichnet. Sie leitete bis zu ihrer Inhaftierung das unabhängige Nachrichten-Portal „Tut.by“. Ihr Ehemann Wasil Kishkouna betrachtet die Auszeichnung als Ermutigung für Zolatava und ihr Umfeld.
Telefonate und Briefe sind alles
„Wir sprechen einmal im Monat miteinander. Auch die Kinder können einmal im Monat mit ihr telefonieren“, berichtet der ausgebildete Germanist Kishkouna über den Alltag seiner inhaftierten Frau, die wegen ihrer Arbeit als Journalistin zu 12 Jahren Haft verurteilt wurde und im Gefängnis sitzt.
Neben den Anrufen bestehe der Kontakt zu Zolatava durch Briefeschreiben: „Das ist das Geringste, was wir uns leisten können und das Wichtigste, was wir haben“, so ihr Ehemann.
Strenge Haft mit Schichten an der Nähmaschine
Inhaftiert wurde die 47-jährige, weil ihr Portal dem Regime Lukaschenka zu unbequem wurde. „Sie wollten erzählen, wie die Realität im Land ist, wollten ein Spiegel sein – und dieser Spiegel war nicht angenehm“, glaubt Kishkouna.
Den Alltag in der Haft nennt Kishkouna „sehr streng.“ Maryna Zolatava müsse an der Nähmaschine arbeiten und viele Reinigungsarbeiten erledigen. Auf eine Besserung ihrer Lage hofft die Familie in absehbarer Zukunft nicht. Es sei von westlichen Staaten viel Druck auf die Regierung in Minsk ausgeübt worden – ohne Erfolg. Fatalistisch erklärt Kishkouna: „Ich weiß nicht, welcher Druck noch ausgeübt werden kann.“
Energieschub aus Schorndorf
Trotzdem gebe die Preisverleihung der Familie und der Inhaftierten Hoffnung: „Ich werde Maryna darüber informieren und alles Mögliche tun, einen Teil der Energie an sie zu geben, dann wird sie mehr Kraft bekommen.“
Der Palm-Preis wird alle zwei Jahre verliehen und ist mit 20.000 Euro dotiert. Neben Maryna Zolatava erhielt ihn in diesem Jahr auch die von Frauen geführte investigative Nachrichtenseite „Zan Times“ aus Afghanistan.