Von Werwölfen und Wolfsgöttern

Blutrünstiges Monster oder freiheitsliebender Rebell? Wie der Wolf Kulturgeschichte schreibt

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Autor/in
Franziska Kiedaisch
Franziska Kiedaisch, Autorin und Redakteurin, SWR Kultur
Wolf Totem über einem indianischen Grab
Vielen Jäger- und Sammlergesellschaften gilt der Wolf als Krafttier. Als Totem nimmt er einen prominenten Platz ein, etwa bei den Tlingit oder den Irokesen. Das Bild zeigt ein Totem über einem Grab eines Tlingit-Medizinmannes in Wrangell, Alaska.
Odin und Fenriswolf
Vorbild für Krieger: Der Fenriswolf ist eine ambivalente Figur der nordischen Mythologie. Einerseits stellt er eine Gefahr für den Gott Odin dar, andererseits ist er als Kind des Gottes Loki und der Riesin Angrboda selbst mit göttlichen Fähigkeiten ausgestattet.
Wolfähnlicher ägyptischer Gott Wepwawet
Grenzgänger Wolf: Upuaut wurde als ägyptischer Kriegs- und Totenkopf in Wolfsgestalt verehrt. Sein Name bedeutet „Öffner der Wege“, was auf seine Rolle im Jenseits verweist. Dort soll er Verstorbenen den Weg weisen.
Zähnefletschender Wolf
Angriffslustig und unberechenbar: So lauten einige verbreitete Vorurteile zum Wolf. Viele negative Vorstellungen kamen erst mit der zunehmenden Viehhaltung auf und basieren auf christlichen Ideen, die sich durch Erzählungen weiter verfestigt haben ...
Rotkäppchen und der böse Wolf
... etwa durch die Märchen der Gebrüder Grimm. Die Geschichten sollten Kinder vor Gefahren warnen, sie beinhalten stets moral-pädagogische Imperative. Der Wald war früher ein gefährlicher Ort, aber nicht allein der Tiere wegen – vielmehr hielten sich dort zwielichtige oder verstoßene Gestalten auf, vor denen man Kinder durchaus warnen konnte.
Die drei kleinen Schweinchen von Disney
Was sich aber hielt, war die Angst vor dem Wolf. Ihm wurden durch die populären Erzählstoffe geradezu menschliche Attribute zugedacht wie Gier, Missgunst oder Wut. Unter anderem Disney griff die beliebten Erzählungen auf, etwa das englische Märchen von den arglosen drei kleinen Schweinchen.
Denkmal für "Bestie des Gévaudan"
Ein Beispiel für die blinde Angst vor dem Wolf: Die „Bestie des Gévaudan“ tötete im französischen Zentralmassiv zwischen 1764 bis 1767 rund 100 Kinder und Frauen. Bis heute ist nicht abschließend geklärt, wer für die Tötungen verantwortlich war. Waren es Wölfe? Oder doch ein Mensch, der die bestialischen Morde verübt hat?
Mehrere europäische Wölfe
Bei Epidemien, Hungersnöten oder Kriegen kam der Wolf dem Mensch gefährlich nahe. Diese Furcht der Vergangenheit wirkt bis heute nach.
Der letzte Wolf Deutschlands, der im Jahr 1904 in der Lausitz erschossen wurde, steht heute im Museum
Seit dem ausgehenden Mittelalter wurden Wölfe in Deutschland intensiv bejagt. Am 27. Februar 1904 wurde der letzte lebende Wolf in der Lausitz erlegt: Den „Tiger von Sabrodt“ hielt man zunächst für ein entkommendes Zirkustier, heute kann er auf Schloss Hoyerswerda besichtigt werden.
Jack Nicholson in "Wolf - Das Tier im Manne"
Popkulturelles Phänomen: Der Werwolf ist heute eher Persiflage als ernst gemeinter Horror. Etwa Jack Nicholson in „Wolf – Das Tier im Manne“ ...
American Werewolf
... oder das wilde Tier in der Horror-Komödie „American Werewolf“.
Werwolf von Cranach dem Älteren
Doch im Mittelalter vermischte sich die Angst vor dem realen Tier mit jener vor den furchteinflößenden Geschichten rund um Wolfs-Männer. Hier ein Bild von Lukas Cranach dem Älteren (1472-1553).
Romulus und Remus
Als Wappentier ist der wehrhafte Wolf bis heute weit verbreitet, so auch in Rom. Dort soll laut einer Legende eine Wölfin für das Überleben der späteren Stadtgründer Romulus und Remus verantwortlich gewesen sein.
Aufnahme aus dem Dschungelbuch
Die mütterliche Seite des Tiers wird auch im Dschungelbuch hervorgehoben. Hier kümmert sich ein Wolfsrudel um den Menschenjungen Mogli.
Graffiti mit Wolfsmotiv
Das Tier in uns: Der Wolf wird zum Spiegel unserer selbst, zu einem Gegenentwurf des Menschlichen und zugleich zu einem Vorbild für selbstbestimmtes Leben. Doch immer sind es Zerrbilder, die der Mensch vom Wolf hat.

Nicht erst seit seiner Rückkehr ist er in aller Munde: Wie kein anderes Tier hat der Wolf die europäische Kulturgeschichte geprägt – sei es als angsteinflößender Märchen-Charakter, als mütterliches Vorbild, furchtloser Rebell oder gottgleiche Eminenz.

Beim Thema Wolf kochen die Emotionen hoch

Kaum ein Tier polarisiert wie der Wolf. Von den einen bewundert und als Sinnbild für ein natürliches, wildes Leben verklärt, wird er von den anderen gefürchtet. Insbesondere Nutztierhalter sorgen sich um ihre Existenz, sollte sich der Wolf in Deutschland weiter ungestört ausbreiten.

Die Rückkehr des Wolfs in Deutschland 120 Jahre nach seiner vermeintlichen Ausrottung sorgt für anhaltende Diskussionen rund um Abschuss-Optionen, Wolfszäune, Herdenschutzhunde, Entschädigungszahlungen und Artenschutzrichtlinien. Die Emotionen kochen hoch, sowohl auf der Seite von Tierhaltern und Jägern als auch bei Umweltschützern.

Nachdem vereinzelt Wölfe auch große Tiere wie Rinder oder Pferde angegriffen haben, nimmt zwar die Angst in der Bevölkerung zu, andererseits zeigen Studien und Umfragen, dass die Mehrheit die Rückkehr des Wolfs positiv bewertet.

Eine forsa-Umfrage aus dem Jahr 2021, die vom NABU in Auftrag gegeben wurde, kommt außerdem zum Schluss, dass 65 Prozent der Befragten der Meinung sind, die von Wölfen ausgehenden Risiken würden in den Medien übertrieben dargestellt.

Alles also nur ein medial gemachtes Problem rund um den Wolf? Mitnichten! Dass der Wolf bereits seit der Antike polarisiert, zeigt ein Blick in die Kulturgeschichte.

Graffiti mit Wolfsmotiv
Spiegelbild und Projektionsfläche: Kein Tier wird so sehr vermenschlicht wie der Wolf.

Der Gottgleiche

Wölfe gelten als stark, angriffslustig, aber auch als äußerst soziale Wesen. Kein anderes wildes Tier kam dem Menschen so nahe wie der Wolf. Spätestens mit seiner Domestizierung vor ungefähr 10.000 bis 15.000 Jahren wird der Wolf beziehungsweise der Hund fester Bestandteil menschlicher Lebenswelten.

Damit verlässt das Tier ein Stück weit den Bereich der Natur und betritt die menschengemachte Kultur. So spielt er auch in Mythen und Legenden eine wichtige Rolle – besonders bei Völkern, die von der Jagd lebten, etwa in Nordamerika, wo der Wolf auch als Totem weit verbreitet war. Oder in der nordisch-germanischen Mythologie.

Fenriswolf: Illustration aus dem Codex Regius, einem altnordischen Manuskript aus dem späten 13. Jahrhundert
In der nordischen Mythologie verkörpert der Wolf Stärke, ist aber eine ambivalente Figur. (Das Bild zeigt eine Illustration des Fenriswolfs aus dem Codex Regius/Edda).

Nicht nur wird der germanische Haupt-, Kriegs- und Totengott Odin von den zwei Wölfen Geri und Freki begleitet, sondern auch von dem riesigen Fenriswolf bedroht.

„Die germanische Mythologie selber ist voll mit Wolfsfiguren. Originalquellen kennen wir aus der altgermanischen Mythologie relativ wenig. Was aber deutlich wird dabei ist, dass der Wolf ein Vorbild der Krieger ist“, sagt der Historiker Utz Anhalt gegenüber Deutschlandfunk Kultur.

Auch die Zwillingssöhne des Fenriswolfs spielen eine wichtige Rolle im nordisch-mythologischen Weltbild: Skalli und Hati jagen Sonne und Mond über das Firmament, am Tag des Weltuntergangs Ragnarök sollen die beiden mächtigen Tiere gar die Sonnengöttin Sol und den Mondgott Mani einholen und verschlingen.

Mischung aus Furcht und Ehrfurcht

Diese Vorstellungen haben auch eine Entsprechung in der realen Welt: So warfen sich beispielsweise die Berserker Wolfsfelle über, um Feinde zu beeindrucken. Angsteinflößend, aber auch mächtig und damit eindrücklich war der Wolf wohl schon immer. Kein Wunder also, dass er sich als Vorbild vor allem für Krieger eignete. Mit einer Mischung aus Furcht und Ehrfurcht blicken auch heute noch Menschen auf das Tier.

Sie zeigt sich bis heute in Männernamen germanischen Ursprungs: Rudolf bedeutet beispielsweise „ruhmreicher Wolf“ oder Wolfgang „der mit dem Wolf in den Kampf geht“.

Upuaut
Bewegt sich zwischen Leben und Tod: Der altägyptische Gott Upuaut erscheint in Wolfsgestalt.

Im antiken Ägypten wurde der wolfsgestaltige Upuaut, auch Wepwawet genannt oder griechisch Ophois, ebenfalls als Gott des Krieges und des Todes verehrt. Er schreitet dem Totengott Osiris voraus, Upuaut weist den Verstorbenen im Jenseits den Weg, so die Vorstellung. Auch Anubis, der altägyptische Gott der Totenriten und Mumifizierung wird als Wolf oder Schakal dargestellt.

Der Wolf ist also in der menschlichen Vorstellung ein Grenzgänger: Er bewegt sich zwischen Leben und Tod, ist weder der einen, noch der anderen Welt vollumfänglich zuzurechnen. Das Tier ist Ambivalenz pur.

Böser Wolf

War das Wolfsbild in Jäger- und Sammlergesellschaften eher positiv konnotiert, wandelten sich die Vorstellungen mit der Etablierung der Viehhaltung ins Negative.

Neuerungen in der Landwirtschaft erlaubten es, bisher ungenutzte Gebiete zu bewirtschaften. Wälder wurden gerodet, Sumpfgebiete zu Weideflächen umfunktioniert und Beutetiere in adligen Bannwäldern für die Jagd gehegt. So fanden die Raubtiere immer weniger Nahrung. Die Wölfe näherten sich den menschlichen Siedlungen.

Wolf in der Kulturgeschichte
Ab dem 15. Jahrhundert mehren sich organisierte Wolfsjagden. Auch Kopfgelder für erlegte Tiere wurden gezahlt. Ziel war es, den Wolf auszurotten – sei es mit Fallen, Fanggruben, Wolfsangeln oder Giftködern.

Im Mittelalter erreichte die Angst vor dem Tier ihren Höhepunkt. Der Wolf galt als Inbegriff des Bösen. Organisierte Wolfsjagden fanden ab dem 15. Jahrhundert statt. Der Wolf wurde vom Jäger zum Gejagten, grauenhaft erscheinen heute die Methoden, mit denen die Tiere erlegt wurden.

Die Kirche als Katalysator der Wolfsangst

Auch die Kirche hatte daran ihren Anteil. Im Alten Testament ist erstmals ein moralisches Urteil über den Wolf zu lesen: Hesekiel beschreibt ihn als Sinnbild von Zerstörungswut und Habgier. Die Bergpredigt begründet sogar ein beliebtes Motiv christlicher Ideengeschichte: Jesus als Hirte schützt seine Schäfchen gegen den Wolf, der damit sinnbildlich für die dunkle, hinterlistige und unberechenbare Natur steht.

„Hütet euch vor den falschen Propheten; sie kommen zu euch wie harmlose Schafe, in Wirklichkeit aber sind sie reißende Wölfe“, soll Jesus gesagt haben (Mt 7,15).

Jesus als Hirte
Kern christlicher Ideengeschichte: Jesus als Hirte bewacht seine Schäfchen und der Wolf bietet sich an, als dämonisierender Widersacher in den Dienst genommen zu werden. Das Tier wird so zum christlich legitimierten Sündenbock.

Wölfe waren für die Hirten eine tatsächliche Bedrohung. Insbesondere Kinder, die Hüteaufgaben übertragen bekamen, waren stundenlang mit den Nutztieren in der Natur unterwegs, sammelten in den Wäldern Brennholz und waren somit für die Raubtiere leichte Beute. Jagdprivilegien hatte bis zum Ende der Feudalherrschaft 1848 hingegen nur der Adel.

Insbesondere während Kriegen, wenn Kranke, Alte und Kinder schutzlos in den Wäldern nach Essbarem und Brennholz suchten, sind Wolfsangriffe überliefert. Auch auf den Schlachtfeldern hielten sich die hungrigen Aasfresser auf. Sie gruben die Leichen aus – was den gläubigen Zeitgenossen wie Teufelswerk vorkommen musste.

Diese Furcht der Vergangenheit wirkt bis in die Gegenwart fort – auch wenn heute weder hungrige Wölfe noch Schafe hütende Kinder in unseren Wäldern zu finden sind.

Schauergeschichten verfestigen den Wolfshass

Die Angst vor dem Tier hatte maßgeblichen Einfluss auf Erzählungen. Nicht nur im Märchen wurde der Wolf zum Gegenentwurf für das Gute, das Liebe, das Sittsame und Erstrebenswerte.

Ein Beispiel für die um sich greifende Panik bietet die Geschichte der „Bestie des Gévaudan“: Im französischen Zentralmassiv wurden zwischen 1764 bis 1767 rund 100 Kinder und Frauen getötet. Im Film „Pakt der Wölfe“ werden die historischen Vorkommnisse aufgegriffen.

Mehrere Wölfe wurden damals erlegt, sogar ein Kopfgeld wurde zur Ergreifung der Bestie ausgelobt. Bis heute ist jedoch nicht abschließend geklärt, wer für die Tötungen verantwortlich war. Waren es Wölfe? Oder doch eine Hyäne oder ein Löwe, die möglicherweise aus Afrika ins Land gebracht wurden? Oder war es gar ein Mensch, der die bestialischen Morde verübt hat?

Es hat dieses Monster wirklich gegeben, es hat wirklich jemanden gegeben, der diese Menschen getötet hat, es hat auch wirklich einen Jäger gegeben, der das anscheinend beendet hat. Aber da bleibt am Ende ein Mysterium, und das ist genau der Stoff, aus dem Horrorfilme sind.

Der Werwolf: Halb Tier, halb Mensch

So symbolhaft überfrachtet, eignete sich der Wolf auch schon in der Vergangenheit hervorragend dazu, einen Sündenbock abzugeben. Die Kirche war hier maßgeblich an der Verbreitung des schlechten Rufs beteiligt.

Im berüchtigten Hexenhammer „Malleus maleficarum“ von 1486, ein Handbuch zur Inquisition, fand der Werwolf neben Hexen und Zauberern Erwähnung.

Wurden vermeintliche Werwölfe geschnappt, erhielten sie nicht selten einen Prozess inklusive eines Verteidigers, teilweise wurden Wölfe in menschlicher Kleidung gehenkt, Tiere mit Perücken und Masken versehen und der Öffentlichkeit präsentiert.

Werwolf Darstellung Mittelalter
Halb Wolf, halb Mann: Eine Werwolf-Darstellung aus dem 15. Jahrhundert.

Doch oftmals waren es eben keine Wölfe, die für bestialische Taten zur Verantwortung gezogen wurden: Die Figur des Werwolfs ermöglichte es in der Vergangenheit auch, sich unliebsam gewordener Menschen zu entledigen. Wer sich etwas zuschulden hat kommen lassen, wurde behandelt wie ein Tier.

Die Angst vor dem realen Tier mischte sich besonders in Gebieten mit ausgeprägter Viehzucht mit der Furcht vor Werwölfen. Aus Deutschland sind rund 300 Fälle erwähnt, größtenteils wurden männliche Schäfer als Werwölfe angeklagt.

Werwolf bei Harry Potter
Remus Lupin, Harry Potters Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste, ist ein Werwolf. Gebissen wurde er einstmals von keinem geringeren als dem Ober-Werwolf Fenrir Greyback – eine Anlehung an die gottgleiche Wolfsgestalt aus der nordischen Mythologie.

Werwolf bedeutet so viel wie Mann-Wolf. Er verwandelt sich nachts in ein unberechenbares, unkontrollierbares und blutrünstiges Wesen. Die Grenze zwischen Mensch und Natur ist beim Werwolf also nicht mehr klar voneinander zu trennen.

Heute ist der Werwolf längst zum festen Bestandteil der Popkultur geworden. Ob in Filmen wie „American Werewolf“, „Wolf – Das Tier im Manne“, in Jugendbuch-Reihen wie „Harry Potter“ oder „Twilight“ oder in Musikvideos (etwa Michael Jackson in „Thriller“): Heute wird der Werwolf eher ironisierend-humorvoll als wirklich angsteinflößend dargestellt.

Der Wilde

Dass eine Grenzüberschreitung nicht nur Angst auslösen kann, zeigt sich hingegen im positiven Klischee vom Wolf als Inbegriff der natürlichen Freiheit.

Die Begeisterung für das Unberührte und Wilde wird vor allem in der Romantik als Reaktion auf die zunehmende Industrialisierung zur vorherrschenden Idee. Bis heute ist sie präsent, der Wolf wird zum Sinnbild der Freiheit, der unbeugsamen Natur.

Wolfsblut  Ethan Hawke
Der Wolf als Zeichen der bedingungslosen Freiheit: 1991 spielt Ethan Hawke in der Verfilmung des gleichnamigen Jack-London-Romans „Wolfsblut“ den jungen Jack Conroy, der miterlebt, wie sich ein wilder Wolf in ein zivilisiertes Tier verwandelt.

Dieses verklärend-romantische Motiv begegnet uns etwa in Jack Londons Romanen („Ruf der Wildnis“ und „Wolfsblut“), im Westernfilm („Der mit dem Wolf tanzt“), bei Hermann Hesse („Steppenwolf“) oder Nicolette Krebitz („Wild“).

Trailer zum Film „Wild“:

WILD Trailer German Deutsch (2016)

Das Tier wird zum Inbegriff der Zerissenheit, die entsteht, wenn die Zwänge der Zivilisation auf ein individuelles Freiheitsbedürfnis treffen, zum Rebell, der ungezwungen und furchtlos für Systemkritik in Dienst genommen wird.

Der Wolf ist damit selbst zu einem Symbol geworden. Tritt er auf die Bühne, ist sofort klar: Es geht um die Grenzen und Überschneidungen der (menschlichen) Natur und ihrer kulturellen Überformungen, um das Innere, das Wirkliche, Wahrhafte und Rohe in jedem von uns.

Der Helfer in der Not

Nicht nur das positive Wolfsbild vom Wilden, Natürlichen ist eins, das uns in Filmen, Serien, Büchern und Bildern entgegentritt.

Aus Rom ist etwa eine mütterlich-fürsorgliche Rolle des Tiers mythologisch überliefert: Hier soll eine wölfische Amme für das Überleben der beiden späteren Stadtgründer Romulus und Remus verantwortlich zeichnen – ähnlich wie im Dschungelbuch, in dem der Menschenjunge Mogli ebenfalls von den Wölfen Akela, Rama und Raksha großgezogen wird.

Graffiti mit Wolfsmotiv
Symbolcharakter in der Popkultur: Ein Graffito in Rom zeigt die bekannte Kapitolinische Wölfin als Regierungskritik. Joe Biden führt den Wolf mit dem Konterfei des ehemaligen Ministerpräsidenten Italiens, Mario Draghi, und der Aufschrift „Liquid Gas“ an der Leine.

Darin spiegeln sich auch positive Erfahrungen, die der Mensch in seiner Geschichte mit dem Wolf gemacht hat. Nicht zuletzt ist es sein Artgenosse, der Hund, der als treuer Gefährte und „Freund des Menschen“ bis heute die wölfische Natur in unsere Wohnzimmer trägt.

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