Während im Nahen Osten der Krieg in vollem Gange ist und innerhalb der israelischen Regierung mehrere Minister die jüdische Neubesiedlung des Gazastreifens fordern, gibt es immer noch Bemühungen, einen Dialog zwischen Juden und Muslimen zu finden. Auch das Projekt Denkfabrik Schalom Aleikum versucht, das Gespräch weiterzuführen.
Dialog muss sein, aber ohne Kameras
Dimitrij Belkin, Leiter des Projekts Denkfabrik Schalom Aleikum, sieht den jüdisch-muslimischen Dialog nach dem Terrorangriff der Hamas in einer massiven Krise. Auch in Deutschland wachse der Antisemitismus stark.
Denkfabrik Schalom Aleikum ist ein Projekt des Zentralrats der Juden in Deutschland und wird durch die Bundesregierung gefördert. Der Name der Denkfabrik ist ein Wortspiel: Das „salam“ der arabische Grußformel „salam aleikum“ wird durch das jüdische „shalom“ ersetzt. Beides bedeutet „Frieden“.
Alle Nachrichten rund um Israel und den Nahostkonflikt auf tagesschau.de
Alle Nachrichten rund um Israel und den Nahostkonflikt auf tagesschau.de
Dialog ist auch mit kritischen Gruppen wichtig
„Man muss Räume finden, wo der Dialog jenseits der großen Öffentlichkeit möglich ist“, sagt Belkin. Er stellt fest, dass die Denkfabrik oft mit Menschen redet, die dialogbereit sind, „aber wohin mit denen, die sich zunehmend radikalisieren?“
Man könne nicht mit Menschen sprechen, die mit Gewalt drohten und doch müsse der Dialog unter strengen Sicherheitsvorkehrungen fortgesetzt werden.
Dimitrij Belkin vermutet, dass die Denkfabrik künftig auch den Dialog mit Gruppen fördern muss, die der Einrichtung kritisch gegenüberstehen. „Da sind auch Fehler zu verzeihen, auch rhetorischer Natur“, so Belkin. Der Dialog und die Friedensgespräche seien in einer Zeit des Krieges unbedingt notwendig.
Gespräch Israelische Friedensinitiative Givat Haviva – 30 Jahre Partnerschaft mit Rheinland-Pfalz
Vor fast 75 Jahren wurde in Israel die Bildungsinstitution „Givat Haviva“ gegründet, die sich für Frieden zwischen Israelis und Arabern einsetzt. Seit 30 Jahren kooperiert „Givat Haviva“ auch mit dem Land Rheinland-Pfalz. Es sei eine sehr herzliche und sei ungewöhnliche Partnerschaft, so Torsten Reibold , Repräsentant der von „Givat Haviva“ in Europa: „Eine solche Partnerschaft zwischen einem Bundesland und einer NGO, das ist singulär.“
Mehr Artikel zum Krieg im Nahen Osten
Leben Die zweite Front – Hisbollah und die Kriegsangst der Libanesen
Hisbollah demonstriert Solidarität mit der Hamas. Doch die krisengeplagten Menschen im Libanon fürchten Nichts mehr als einen erneuten Krieg mit Israel.
Tagesgespräch Nahostexpertin Asseburg: "Derzeit keine Chance für eine Beruhigung"
Die Nahostexpertin Muriel Asseburg von der Stiftung Wissenschaft und Politik sieht derzeit kurzfristig keine Chance auf eine Deeskalation im Nahen Osten. Asseburg sagte im SWR2 Tagesgespräch, sowohl Israel als auch die Terrororganisation Hamas seien entschlossen, weiterzukämpfen. "Das Einzige, was sich abzeichnet, ist, dass die USA mehr Druck machen, dass die vollumfängliche Militäraktion, wie Israel sie derzeit führt, zu einem Ende kommt und ab Mitte bis Ende Januar in eine neue Phase übergeht." Dabei sei das Eskalationsrisiko mit Blick auf die Westbank, den Libanon und die Angriffe der Huthis auf die Schifffahrt im Roten Meer noch lange nicht gebannt. Besonders problematisch sei, dass Israel als Ziel seines Kampfes die Zerschlagung der Terrororganisation Hamas ausgegeben habe. "Es ist nicht operationalisiert worden, was das genau bedeutet. Wir können dann auch nicht sagen, an was genau sich der Erfolg bemessen lässt."