„Die Saat des IS ist jetzt erst aufgegangen.“ Das ist die ernüchternde Bilanz der Journalistin und Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal zehn Jahre nach Beginn des Völkermords an den Jesidinnen und Jesiden.
Immer noch liefen Täter von damals im Irak frei herum, während die vertriebenen und versklavten Menschen in Lagern leben müssten. „Die traurige Bilanz ist: Die Situation der Jesidinnen und Jesiden könnte desolater kaum sein.“
Heute droht vielen Jesidinnen die Abschiebung aus Deutschland
Und auch der Blick nach Deutschland stimme nicht hoffnungsvoller, so Tekkal. Das baden-württembergische Aufnahmeprogramm für 1.100 Mädchen und Frauen aus IS-Gefangenschaft sei 2014 ein Gamechanger gewesen.
Doch jetzt sind viele von Abschiebung bedroht, in ein Land, das für sie nach wie vor nicht sicher ist. „Das kann man niemandem erklären, dass die Opfer von Islamismus abgeschoben werden sollen, um dieses Land sicherer zu machen. Das ist bigott.“
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Düzen lebt den German Dream. Ihr Tor zu Freiheit: Bildung. Schon im Grundschulalter war Düzens Lehrer:innen klar, dass aus ihr viel werden kann und es wurde viel aus ihr. Düzen ist heute Autorin, Journalistin, Filmemacherin, Kriegsberichterstatterin, Politikwissenschaftlerin und Sozialunternehmerin und seit neuestem sogar Trägerin des Bundesverdienstkreuzes am Bande. Im Gespräch mit Hans Sarpei erzählt sie von einer Kindheit geprägt vom Wunsch dazuzugehören. Rückblickend weiß Düzen, dass ihr vor allem die Menschen, die an sie glaubten, den Weg ebneten. Heute möchte sie mit ihrer Initiative GermanDream Geschichten von Aufsteigern erzählen und durch Bildungsinitiativen an die Jüngsten unserer Gesellschaft herantreten, um ihnen zu zeigen, dass Deutschland ein Land ist, in dem alle viel erreichen können.